Noch eine Flackdeckeltruhe - gotisch?

  • Hallo miteinander

    Ich bin neu hier, ich habe mich registriert, weil ich mehr über ein Erbstück wissen möchte, das schon ein paar Jahre in meinem Besitz ist und auch noch ein paar Jahre bleiben soll. Ich bin nicht mehr ganz jung und lebe in der Schweiz.

    Über das Forum bin ich bei meinen Recherchen gestossen, tatsächlich über einen Beitrag über eine ebensolche "Flachdeckeltruhe", die doch gewisse Ähnlichkeiten mit meiner aufweist.

    Ich wüsste gerne, wo ich die Truhe in zeitlicher Hinsicht einordnen kann, auch die Symbolik bzw. deren geschichtlicher Hintergrund interessiert mich. Und schliesslich würde mich Wunder nehmen, aus welchem Land die Truhe stammen könnte. Über die Herkunft weiss ich nämlich gar nichts, ausser, dass sie vor 20 bis 30 Jahren käuflich erworben worden ist.

    Ausser Fotos also kaum Fakten:
    Die Masse:
    - Breite: Deckel ca. 88 cm, Truhe selbst ca. 76
    - Höhe mit Füssen ca. 46 cm
    - Tiefe Deckel ca. 35

    Aus dem Bild der Seitenwand ist ersichtlich, dass die Truhe ziemlich wurmstichig ist. Soweit ich weiss, lebt da jetzt aber nichts mehr. :)

    Ich gehe davon aus, dass sie mindestens einmal "restauriert" worden ist, zumal die hinteren Beschläge aus dem Deckel heraus schauen und die Bodenbretter genagelt sind.

    Kann mir jemand etwas mehr dazu sagen?

    Vielen Dank und Grüsse aus der Schweiz.

    Fex

    9 Mal editiert, zuletzt von hutschi 65 (21. September 2019 um 21:24)

    • Offizieller Beitrag

    :-):-):-)

    Hallo Fex,

    schön, dass Du Dich bei uns angemeldet hast.

    Ja, auf die Bilder Deiner Truhe bin ich genau so neugierig, wie orthogonal. Wenn es Dir gelingt,
    Bilder hier einzustellen, wirst Du sehen, dass dies im Grunde recht einfach ist, und wenn Du "den Bogen raus " hast,
    wirst Du daran Spaß finden. Solltest Du, wider Erwarten, doch Schwierigkeiten dabei haben,
    melde Dich und ich helfe Dir per Mail, Whatsapp oder telefonisch.

    Liebe Grüße Winfried


    Mein Avatar zeigt ein Narrenflötchen des 16. Jahrhunderts aus dem Töpferort Raeren.

    Alle meine Aussagen erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, jedoch ohne Gewähr für Ihre Richtigkeit. In keinem Fall wird für Schäden, die sich aus der Verwendung der abgerufenen Inhalte ergeben, Haftung übernommen.

    • Offizieller Beitrag

    :-):-)

    Danke, lieber Fex für die prächtig gelungenen Bilder.

    Im Vergleich zu der von Dir erwähnten schon hier kurz besprochenen gotischen Truhe, ist Deine stilistisch erheblich besser anzuschauen. Das gotische Masswerk ist bei Deiner Truhe erheblich besser gestaltet. Aber auch bei Deiner Truhe vermute ich den Herstellungszeitpunkt im 19. Jahrhundert. Auch erscheint mir, so wie du vermutest, einiges an der Truhe ergänzt zu sein. Der Boden und der Stand sind bestimmt wegen starker Beschädigung ersetzt worden. Die Bänder kann ich auf den Fotos nicht genau sehen, aber die könnten auch ergänzt sein. Alles in allem eine hübsche Truhe, die das geeignete Wohnzimmer in meinen Augen sehr attraktiv macht. Der Wert solcher Truhen ist heute leider überschaulich geworden. Die jungen Leute wohnen oft lieber in Möbeln die aus dem Aluminiumblech einer alten DC3 gefertigt wurden. (wenn sie sich das leisten können) Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden. (und das war keine Kritik von mir).

    Liebe Grüße Winfried


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    Alle meine Aussagen erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, jedoch ohne Gewähr für Ihre Richtigkeit. In keinem Fall wird für Schäden, die sich aus der Verwendung der abgerufenen Inhalte ergeben, Haftung übernommen.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    zu den Ergänzungen, Deckel ist später dazu gekommen, Boden und Kufenfüße auch, ebensolches vermute ich für die Rückwand. Die Verbindungstechnik spricht dafür, sie war mal tiefer, vermutlich zu stark angefressen und dann gekürzt. Gleiches gilt auch für den Deckell, ebenfalls in der Tiefe gekürzt (hinten), damit müssen die Scharniere neu angesetzt worden sein.
    Das soll dir die kleine Truhe nicht madig (welch Wortspiel bei den Seitenwänden) machen, sondern ist eher die Regel statt Ausnahme.
    Das Maßwerk ist wirklich schön und gut gearbeitet, direkte in die dicke Bohle.

    Gruß Chippi

  • Vielen Dank Euch beiden für Eure Einschätzung. Sowohl Füsse wie auch
    Boden sind wohl tatsächlich wesentlich neueren Datums. Dazu noch zwei weitere Bilder.

    Die Truhe wird mir damit keineswegs "madig" gemacht (ist sie ja schon), gegenteilig habe ich grosse Freude daran, sie gefällt mir richtig gut, gerade als Blickfang zwischen modernen Möbeln. Und immerhin kann ich dank des neuen Bodens auch was anständiges verstauen...

    Danke Euch!

  • Eine kurze Nachfrage:

    Wenn ich das richtig interpretiere, könnte der Deckel noch original sein? Zwar hinten gekürzt, Scharniere neu gesetzt, aber an der Kürzungsstelle doch ziemlich wurmstichig und die "Schäden" vorne am Deckel "passen" zu den Schäden an der Front?

    Herzlichen Dank!

    Einmal editiert, zuletzt von Fex (22. September 2019 um 18:41)

  • Erscheinungsmäßig hätten wir hier eine gotische Truhe in Zirkelschlagornamentik und Maßwerk, Loiretal südlich runter bis auf die iberische Halbinsel.Das Holz geht von Nussbaum in Kastanie über je weiter südlich man kommt.Was die Echtheit angeht, kann man sich glücklich schätzen, wenn die Front, der künstlerische Teil noch original ist. 90 % aller im Internet vorgestellter Truhen dieser Provinienz sind leider Fälschungen.Die originale sind immer recht groß, je niedlicher das Format desto höher die Chance auf Fälschung. Die mittigen Kufen gehören eher Richtung Rand.Ich such mal im Netz nach Originalen, . Suchbegriffe : gotische Maßwerktruhe, gotische Truhen Loire https://www.google.com/search?q=gotis…fwbE4ZdjSrRnMM: Im Vergleich dazu Flandern mit Füllungen in Faltwerk und Medaillon https://www.hampel-auctions.com/archive-catalo…bel_Einrichtung

    In Hessen ist der Dativ dem Genitiv sein Tod

    3 Mal editiert, zuletzt von Dreiwirbel (18. November 2019 um 20:56)

  • Also es handelt sich hier um eine Truhe von der Iberischen Halbinsel, Spanien. Wegen der dort üblichen Kastanie. Ursprünglich wird die Seitenwand als sogenannte Seitstolle durchgelaufen sein, ihre mächtige Wandstärke legt das nahe. Ich würde sie weiter verkaufen. Beim Verkaufsinserat bitte alles im Konjunktiv formulieren....zb für mein Dafürhalten könnte es sich tatsächlich um eine kleine gotische Maßwerktruhe handelt...garantieren kann ich es nicht...aber etwas Geld brauch ich für dieses mir ans Herz gewachsene Stück doch... zurücknehmen kann ich es nicht...Gewährleistung geb ich keine...bin ja Privatmann....:rolleyes: Honi soit qui mal y pense

    In Hessen ist der Dativ dem Genitiv sein Tod

    Einmal editiert, zuletzt von Dreiwirbel (18. November 2019 um 21:26)

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