Versilberter Server - Bitte um Hilfe

  • :) Ich bitte um eure detektivische Mithilfe. Obwohl ich genügende Unterlagen für so ziemlich jede amerik. Silbermarke hae und auch beim Googeln nicht unbedarft bin fehlr mir hier der Plan. Ehrlich.

    Gestern, Samstag, kaufte ich um schmales Geld diesen total verdreckten mehreiligen versilberten gedeckelten Server mit Einsätzen. Mir ist noch nie so ein Teil über den Weg gelaufen und ich bin froh ein so ausgefallenes Stück ergattert zu haben. Derzeit ist er noch im verdreckten, unbehandelten Zustand.

    Jetzt meine Frage: Die Herstellermarke ist "Knight Silversmiths" mit einem Wappen und den Buchstaben "KS" darinnen. Auf der gegenüberliegenden Seite steht "George II Reproduction - Silver on copper - Hardmetal mounts".

    Keines meiner klugen Bücher hat "Knight Silversmiths" gelistet; jedenfalls nicht meine amerik. Enzyklopädie aller gegenwärtigen und vergangenen US Silvermarks. Auch Google gab nichts her.

    Das Behältnis ist massivst Gearbeitet und aus dem dicksten Kupferblech gefertigt, welches mir je in die Hände kam.

    Kann mir bitte einer von euch Detektiven herausfinden, wer "Knight Silversmiths" war? Welches Land, welche Stadt, deren Geschichte? Kann man das Ding eventuell datieren?

    Je mehr ich darüber herausfindfen kann desto besser. Ich jedenfalls bin am Ende meiner Weisheit angelangt. Außer drei, vier anderen Stücken am Internet mit dem "Knight K S Stempel" habe ich nichts gefunden. Und niemand der gelisteten Teile hatte nur irgendeine Aussage zu Knight, dem Alter der Stücke oder auch Modellnummer gemacht.

    Vielleicht findet ihr etwas; ich wäre euch sehr dankbar dafür!

    Liebe Grüsse aus Orlando

    Charlie

    • Offizieller Beitrag

    Sorry, hab auch nachgesehen und finde auch nichts dazu. :(

    Grüsse
    Frank

    ***Alle von mir anhand von hier gezeigten Bildern oder Texten gemachten Aussagen spiegeln ausschließlich meine persönliche Meinung wieder, sie dienen lediglich zur weiterführenden Information, sollen keinesfalls eine Expertise ersetzen und sind immer ohne Gewähr.***

    :D Falls Sie mit dem Kleingedrückten einverstanden sind dürfen Sie nun gerne meinen Kommentar lesen. :D

  • :) Danke euch Beiden. Normalerweise sollte ich ja über amerikanisches Versilbertes wissen. Ich handle seit Jahren damit und kenne wohl jeden amerikanischen Hersteller. Auch habe ich eine entsprechend große Bybliothek mit Fachbüchern. Aber nichts zu finden - rein gar nichts - ist mir noch nie passiert.

    Ich habe zwei Stücke mit gleichem Silberstempel am Internet gefunden; Eines davon war zusätzlich gestempelt mit Hinweise auf amerik. Fertigung. Fast dachte ich schon an englische Fertigung, aber da fand ich auch nichts.

    Das Kupfer selbst ist extreme massiv; habe so dickes Kupfer eigentlich nich nie bei Versilbertem gesehen. Dickes Kupferblech ist oft ein Anzeichen auf Fertigung in Indien. Dies ist hier jedoch nicht der Fall.

    Alles sehr misteriös. Die Qualität des Stückes spricht eindeutig dafür, daß der Hersteller wirklich sein Handwerk verstand. Zeitlich würde ich es um 1900 einordnen. Damals arbeitete man noch mit dickeren Kupferblechen. Der erste Weltkrieg änderte dann die Materialstärke, da Kupfer Rüstungsgut war. Ab ersten Weltkrieg wurde eigentlich nur mehr dünneres Blech als Rohmaterial genommen. Die Käufer hatten sich eben an dünnere Gefäße gewöhnt.

    Nun vielleicht findet doch noch irgendwer Hinweise. Ihr dürft auch gerne meine Fotos in anderen Foren verwenden.

    Non semper ea sunt, quae videntur!  - Phaedrus

    • Offizieller Beitrag

    Lieber Charlie,
    du weisst, ich habe nicht viel Ahnung von Versilbertem, speziell vom amerikanischen weiss ich nix.

    Dennoch trotzdem meine Überlegungen: Ist das Grundmaterial nicht nur deshalb so dick, weil es in der vorgeblichen Zeit (1727-1760 - George II) so üblich war ? Also hängt das doch nur mit dem Vorbild und nicht mit der Fertigungszeit oder dem Fertigungsort zusammen.

    Andere Frage: Ab wann war es Mode, gekennzeichnete Repliken hinzustellen statt der "aktuellen Mode" (wie Biedermeier, Gründerzeit, Jugendstil, Art Deco) oder dem alten Familiensilber, was schon ewig in der Familie war ? Ich habe da keine Ahnung, aber für mich erscheint es zumindest so, dass solche Repliken erst da auftauchen, wo nach dem Art Deco keine neue, eigene Stilrichtung mehr nachfolgt, sondern mehr oder weniger inhaltsloses Funktionsdesign oder eben Rückgriffe auf Vergangenes folgen.

    Ich würde VERMUTEN, dass dein Teil eher nach 1930/40, vermutlich/wahrscheinlich sogar noch später (1960er/70er ??) entstanden sein könnte.

  • :) Danke für Deine Frage lieber Malte. Die Urform von Versilbertem war aufgehämmertes, dünnes Silberblech. Erst durch elektrische Galvanik war es möglich, auf wesentlich preisgünstigeren Grundmaterial - vornehmlich Kupfer - eine dünne 925er Silberschicht aufzubringen.

    Die wohlbegüterten Häuser hatten ihr Tafelsilber aus Sterling (925) von höchstqualifizierten Silberschmieden gefertigt. Dieses Tafelsilber ging mit der Zeit; jede Periode hatte ihre eigenen Designs. Man kann hier zwar nicht von einer Massenproduktion sprechen, da ja noch Vieles reine Handarbeit war und doch verwendeten die Silberschmiede ihrer Zeit vorgefertigte Teile und mehr oder minder Standarddesigns.

    Die gleichen Silberschmiede jedoch begannen mit dem Aufkommen der Elektogalvanik idente Kopien dieser Designs in Silber über Kupfer wesentlich kostengünstiger herzustellen, um auch der aufkommenden Mittelklasse die Chance zu geben, um wesentlich billigeres Geld Tafelsilber zu erwerben, welches nicht massives Silber war aber sich rein optisch in keiner Weise vom eigentlichen Massivsilberstück unterschied. Nun konnte auch die Mittelklasse mit "echtem" Tafelsilber protzen.

    Die Designs orientierten sich an originalen Massivsilberstücken bzw. wurden 1:1 kopiert. Also die gleiche Serie gab es in Massivsilber wie auch Versilbert.

    Ein Zeichen für alte versilberte Stücke ist die Verwendung von wesentlich dickerem Kupferblech. Ein weiteres Zeichen ist, daß oft "Quadruple Plated" - also vierfach versilbert - am Stück eingeschlagen wurde. Damit wollte der Hersteller sagen, daß die Silberschicht sehr dick ist und auch durch mehrfaches Putzen nicht einfach heruntergerieben werden kann. Dies ist natürlich Nonsense, den bei der galvanischen Versilberung kann nur ein gewisser Sättigungsgrad in der Stärke von einigen Mikronen aufbebracht werden und dann ist Pause. Das Stück kann rein technisch gesprochen kein weiteres Silber mehr annehmen.

    Um den Abrieb bis aufs blanke Kupfer zu kaschieren experimentierte man auch mit anderen Grundmaterialien. Berndorf z.B. erfand das Alpacca als Grundmaterial - eine silbergraue Metalllegierung. Polierte man hier dTeile der Versilberung weg kam nicht die blanke Kupferfarbe durch sondern das wesentlich weniger auffällige silbergraue Alpaca. Alpaca hatte jedoch den gravierenden Nachteil, daß es rein Technisch wesentlich schwieriger war eine Dauerhafte Verbindung zwischen der Silberschicht und dem Grundmaterial herzustellen. Alpaca als Grundmaterial findet sich daher oft in Hotelsilber - also in Versilbertem - welches aus Hygiänegründen oft gewaschen bzw. geputzt wurde.

    Bei meinem Stück kann man ohne Weiteres einen Herstellungszeitraum vor Beginn des Ersten Weltkrieges aus rein materialtechnischen gründen annehmen. Das Stück orientiert sich bzw. kopiert eine Vorlage aus der Zeit George II. Der Aufwand an diesem Stück ist eigentlich einmalig; so habe ich es noch nie gesehen. Nicht nur ist die Kupferstärke das massivste, welches ich je in Händen gehalten habe, aber auch die Handgriffe bzw. Finial sind ganz besonders. Normalerweise wurden die Handgriffe bzw. Finial aus eher flimsigen Alpaca/German Silver/etc. Metalllegierungen gegossen um anschließend an den Stücken befestigt zu werden.

    In diesem einen Fall sind die Handgriffe bzw. Finial aus einer Hartmetalllegierung und wesentlich massiver. Eine sehr aufwändige Prozedur.

    Wie gesagt: Ich hatte so ein massives Stück noch nie in Händen und kann mir sehr gut vorstellen, daß es sich bei "Knight Silversmiths" um einen Silberschmied/Manufaktur gehandelt hat, welche auf Grund des Arbeitsaufwandes und Materialeinsatz zwar Topprodukte produzierte, aber nur sehr kurzfristig existierte. Also in etwa Zwangskonkurs da zu teuer produziert und zu hohe Qualität.

    Non semper ea sunt, quae videntur!  - Phaedrus

  • :) Danke Malte! Ich kenne die Webseiten. Ich "stolperte" auch über ein Angebot, welches genau mein Logo hatte und noch einen Zusatz, welcher auf amerikanische Fertigung schließen ließ. Aber leider habe ich nie etwas Genaueres herausgefunden.

    Non semper ea sunt, quae videntur!  - Phaedrus

  • :) So sieht das Ding nun nach der Reinigung aus. Hat mich Gestern sechs Stunden gekostet, wobei die meiste Zeit es geschwommen ist. Deckel und Unterteil waren so was von verdreckt und angelaufen, daß ich die beiden Teile jeweils seperat zweimal schwimmen lassen mußte bevor ich an eine Reinigung überhaupt denken konnte.

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