- Offizieller Beitrag
Noch´n paar Bilderchen...
Gruß Chippi
Noch´n paar Bilderchen...
Gruß Chippi
Würdest du bei einem Verkauf der Bücher die Kosten der Restaurierung wieder rausbekommen ?
Eher nicht, bei letzteren Beiden vielleicht nur ein Verkauf an einen Liebhaber. Die beiden Bücher kaufte ich für 30€ bei Ebay.
Gruß Chippi
Hi Leutz,
heute abgeholt, in Halbleder würde es sicher noch besser wirken, doch das wäre zu teuer gewesen.
So sahen sie vorher aus:
https://www.kunst-und-troedel.info/showpost.php?p=66836&postcount=67,
https://www.kunst-und-troedel.info/showpost.php?p=66837&postcount=68.
Alle haben jetzt einen Sprengschnitt und sogar Wurmgänge hat er ausgebessert.
Gruß Chippi
Hi Chippi,
Ich will Deine Bemühungen nicht schlecht machen und ich habe auch nichts mit Büchern "am Hut", aber für mich ist das, als ob ich den Motor von einem Benz-Motorwagen in eine S-Klasse baue.
Die Bücher sind jetzt zwar sauber, aber leider ohne Charme.
Aber wie gesagt, daß ist nur mein Empfinden, und ich habe keine Ahnung davon.
Das liegt am Material, wirkt dadurch wie von 1860. Aber Leder für diese religiöse Literatur ist einfach zu teuer. Die Gelenke sind auch größer, haben sie früher immer zu knapp gemacht, daher sind bei alten Büchern oft die Rücken lose oder fehlen komplett.
Aber meistens lass ich nur Bücher machen, die es wirklich nötig haben. Beim Buchbinder liegen momentan noch 2 Bücher, die zurzeit aus vielen Einzelseiten bestehen. Aber oft lasse ich nur ausbessern, also z.B. Einrisse hinterlegen, damit sie nicht weiter reißen etc.
Gruß Chippi
Ich finds gut, Büchern neue Einbände zu geben. Ich hab selber eine Art Katechismus für junge Eheleute aus dem 19. Jhd.. (von meinen Vorfahren) . Dieses Buch ist genauso wie die Blauen gebunden, nur in Schwarz und in einer Art Lederimitat.
Für Erbauungsbücher, die öfters benutzt werden sollten, ist dieser Einband völlig angemessen, finde ich.
Hi Leutz,
länger nicht geschrieben hier. Vorherbilder habe ich nicht, da ich die Bücher als "schwierige Fälle" schon vor langer Zeit (teilweise vor über einen Jahr!) abgegeben habe.
Ergebnis preislich: 350€ absoluter Freundschaftspreis; Material geschenkt, da ich einer der Wenigen bin, die nicht nur zur "Fast-Nulltarif-einfach-nur-Einband"-Kundschaft gehöre. Durchaus eigene Vorstellungen und Wünsche äußere, aber auch den Rest Ihm überlasse.
Hier mal ein Übersichtsfoto von den kürzlich abgeholten Werken.
Gruß Chippi
Hier nun etwas ausführlicher:
Buch #1: Müller, Ancient art and its remains, London 1852. Da hätte ich zwar gerne wieder eine Tiefprägung am Vorderdeckelrand entlang gehabt, aber er hatte keine passende Größe, daher hat er das mittige Motiv (kostenlos!) draufgemacht. Hier waren viele Seiten oder auch ganze Lagen lose. Er erkannte auch warum, der Falz bauschte so stark, dass er damals mit einem Hammer flachgeklopft wurde, wodurch die Bindung schaden nahm. Es war eine Heidenarbeit, die Schäden zu beseitigen, er machte es Blatt für Blatt! Preis hier: 80€.
Buch #2: Icard, Dictionary of greek coin inscriptions. Chicago 1979. Ein Standardwerk, besitzt jede Uni. War froh, ein Exemplar (mit Softcover) für etwa 55€ (scheint absolut unbenutzt gewesen zu sein) bekommen zu haben, doch beim aufschlagen, brach die Klebebindung und nach und nach konnte man jede Seite so einzeln herausnehmen. Problem: querlaufendes Papier (sperrt beim Buchaufschlagen, also falsch) und eine einfache Rückenleimung (Heißkleber im Schnellverfahren, hält nicht wirklich). Hat er auf Festeinband umgemodelt und sein Klebeverfahren verwendet, bei dem min. 0,5 mm einer jeden Seite mit Leim bestrichen wird und nicht nur der Rücken. Sehr aufwändig, aber er besteht auf seine Methode und die hält! Eher reißt ein Blatt als das die Bindung nachgibt! Motiv und Rückenschrift in glänzend Silber. Übrigens das Einrichten für den Rückentitel kostet normal 1€/Buchstabe! Nur das Einrichten! Wird wie früher ganz traditionell im Handkasten gemacht. Alleine hier leigen wir schon bei 100€.
Nun besitze ich das wahrscheinlich edelste Nachschlagewerk. Für 155€ bekomme ich zwar locker eine Hardcoverausgabe im neuwertigen Zustand, aber so ein individueller Einband hat was.
Teil 2 folgt sogleich.
Weiter geht´s mit dem Rest:
Buch #3: Foerster, Christentum und Klassenkampf. Zürich 1909. Habe ich eigentlich nur wegen des speziellen Buchtitels machen lassen, ich finde den kurios. War eine Taschenbuchausgabe, hinten fehlte komplett. Ist nun ein Festeinband, bei dem Titel hat er sich Mühe geben, diesen sehr ähnlich zu gestalten. Wie bei den ersten beiden verfügt auch dieser Einband über abgerundete Ecken, die weniger verschleißanfällig sind. Machen nur sehr wenige Buchbinder, da aufwändiger. Preis: 50€.
Buch #4: Stunden der Andacht. Bd. 3+4 (von 8), Aarau 1838. Hier gab es nur noch den Rückendeckel, die Bünde vorne fehlten komplett. Also Bindung 1/3 auftrennen und neue Bünde einflechten. Generell war die Bindung in einem schlechten Zustand und das Buch sehr wellig. Es lag über 1/2 Jahr in der Presse, um die Seiten einigermaßen gerade zu bekommen. Hier ein Festeinband mit marmorierten Papierbezug. Das Papier ist noch Handgemachtes und kein Be-/Gedrucktes! Kostet dafür aber auch 28€/Bogen gegenüber etwa 2€/Bogen. Übrigens sind handgemachte Marmorpapier nicht mehr erhältlich wegen einer EU-Verordnung (Cadmium). Von diesem Buch war er übrigens am meisten angetan und hält es für was Besonderes. Es sieht zwar nicht so aus, hat aber von allen Vieren das beste Papier (Qualität) und wurde sogar richtigrum bedruckt, also nicht querlaufend wie die anderen Bücher. Preis: 120€. Das habe ich bestimmt mal irgendwann für unter 10€ gekauft.
Ich hoffe, euch etwas unterhalten zu haben. Im Idealfall seid ihr jetzt sogar schlauer.
Gruß Chippi
Unterhalten auf jeden Fall und auch belehrt! Dank dafür!
Schön zu lesen, daß es (noch) solche Menschen gibt, die sich derart liebevoll mit alten Büchern beschäftigen!
Eines meiner neuesten Projekte, aber nur, wenn ich mal wieder zu Geld komme, denn das werde ich hier brauchen.
Allerdings werde ich nur den Text ergänzen lassen, eine komplette Reproduktion der Kupferstiche (waren etliche, Band 1 wohl 194) würde jeden Rahmen sprengen. Mir fehlen jetzt 4 Blatt, die ich als Faksimile irgendwo her bekommen muss.
Ich denke aber, es lohnt sich. Trotz des erbärmlichen Zustandes.
Gruß Chippi
Hallo Chippi, ich muß Dir mal sagen das mir Deine Beiträge hier sehr gut gefallen und ich finde es toll was dein Buchbinder aus den Büchern macht und was du bereit bist in ein gutes Buch zu investieren. Ich habe auch das Problem alte Bücher in neuem Einband zu sehen, aber wenn man weis wie die vorher aussahen und was es kostet tatsächlich die Bücher in Halbleder bzw. gar in Leder zu restaurieren, muss man wirklich Prioritäten setzen.
Den marmorierten Umschlag finde ich aber sehr passend und es ist vielleicht ein sehr guter Kompromiss bzw eine Alternative zum Halbleder/Leder.
Zur zeit suche ich noch immer nach dem Buchbinder meines Vertrauens der es versteht Bücher zu restaurieren, ein großes Herz für alte Bücher hat und das ganze für einen überschaubaren Preis macht....habe ihn in Hamburg leider noch nicht gefunden. Für Tipps wäre ich aber dankbar.
Ja einen Buchbinder zu finden, der Bücher leistbar und ordentlich restauriert, sodass auch der Charme des originals erhalten bleibt ist wirklich schwer.
Ich würde das gerne können, habe aber weder das Geschick noch die Zeit dafür. Bei Stücken die mir wirklich am Herzen lagen, hat das ein lieber Sammlerkollege mal für mich übernommen.
Fehlende Seiten ergänze ich aber regelmäßig, ich binde sie nur nicht ein, sondern lege sie dazu.
Die Beschreibung Bayern gibts aber sogar online zB hier:
https://bildsuche.digitale-sammlungen.de/index.html?c=v…100&nav=de&l=de
Für mich hat die Erstellung von Faksimiles aus Digitalisaten bis jetzt immer gut funktioniert, besonders wenn es farbige Digitalisate waren. Da kann man mit Grenzwerten die Papierfarben eliminieren und es bleibt nur die Schrift übrig. Dann hat man nicht wie bei den Schwarzweiß Digitalisaten von google Books oft schwarze Punkte und Flecken bei Unreinheiten.
Ich habe übrigens auch schon einige Male per Email bei Bibliotheken angefragt, wenn ich einige Seiten brauchte und kein Digitalisat gefunden habe. Zum einen sind die Preise für einzelne Seiten günstig, meist unter einem Euro, zum anderen verzichten viele Bibliotheken auf die Verrechnung und und sehen das als Service.
Die Kupferstiche würde ich auch nicht ergänzen, das wirkt nie so gut wie ein Original. Bei Holzschnitten, die ja meist etwas gröber sind, kann man mit viel Glück und Spielerei in Photoshop ganz brauchbare Ergebnisse erzielen.
(Ich habe allerdings auch schon mal 20€ dafür bezahlt, dass eine Bibliothekarin ein Buch aufschlägt und mir sagt, was für eine Jahreszahl auf Seite 5 steht. Ich brauchte es für die Identifizierung eines Fragments)
Papier kann man übrigens auch im Backofen recht gut bräunen, um es dem alten Original anzupassen.
Danke für eure Rückmeldungen!
Ja, einfach moderner Einband ist für mich ein Graus. Aber man muss Kompromisse eingehen, wenn man nicht Rockefeller ist.
Aber ich habe noch von letztes Jahr ein Buch dort liegen, dass hat erst mal Priorität. Ein schönes Werk mit kaputten Pappeinband.
Kupferstiche gibt es etliche bei eBay, so ab 50€/Stück. Selbst da kriege ich nicht alle benötigten zusammen und erst der Preis (ich rechne jetzt mal nicht).
Band 3 gibt es gerade hier als Angebot:
http://www.ebay.de/itm/Michael-We…KEAAOSwQiRUnDUE.
Meine Fragmente, ja, sind 2 Bände (Teil 1 von 1701 und 2 von 1721) haben wohl zw. 20-30€ gekostet. Die Preise merke ich mir, damit ich mich später nicht mehr aufregen kann, was ich aus den Fenster geworfen habe!
Gruß Chippi
Liebe Freunde,
ich habe vor einigen Wochen den Buchbinder meines Vertrauens gefunden und bin begeistert. Ein bibliophiler Mensch wie ich, der das Handwerk gelernt hat und jetzt im Ruhestand aus Liebe zum Handwerk und zum Buch gerne Bücher bindet und noch lieber alte Bücher restauriert. Die Preise sind erschwinglich und alleine der Kontakt und die interessanten Gespräche über Bücher sind schon das Geld wert...und seine Arbeit natürlich auch
Ich habe doch vor einigen Monaten ein ziemlich heruntergekommene Ausgabe von Mungo Park's "Reisen ins Innerste von Afrika" aus dem Jahr 1799 erworben und hier vorgestellt...vor ein paar Tagen kam es aus der Binderei zurück und schaut doch selbst. Erst ein paar Bilder vorher....
...und jetzt das Ergebnis der Restaurierung :-):-):-)
Hallo Gratian,
das Buch ist toll geworden
Eine Frage: Warum hat er über dem Titel-Etikett uf dem Rücken so viele schmale Lederstreifen verwendet und nicht einen breiteren ? (Leider ist genau dieser Bereich auf den vorher-Bildern nicht zu erkennen).
Aber nochmal: vom Gesamteindruck hat sich das Buch phänomenal verbessert, und man sieht auch nicht wirklich, dass da viel gemacht wurde. Es schaut wirklich eher aus, wie ein gut erhaltenes, altes Buch.
Darf ich fragen, was das nun gekostet hat ?
Weil er das Leder benutzt hat das schon am Buch war und kein neues Leder...da bekommt man den Farbton nie richtig hin...wenn du genau hinschaust (vorher Bilder und Nachherbilder) hat er das Leder am Rand also am Buchdeckel und -rücken gewonnen indem er den Halbledereinband nicht ganz so breit gemacht hat und die schmalen Streifen die er so gewonnen hat oben und unten angesetzt.
Insgesamt hat er mir 7 Bücher gemacht...und ich habe 110 EUR Pauschalpreis gezahlt. ich denke an dem Buch hat er wohl am längsten gesessen...
Danke für die Erklärung, da wäre ich nicht drauf gekommen. Ist aber eine gute Idee des Buchbinders.
Und 15,71 € ist ja wohl ein Schnäppchenpreis. Da hätte ich eher befürchtet, das EIN Buch schon 100 oder 150 € kostet.
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