Französ. Oeil-de-boeuf-Uhr um 1870

  • Diese Oeil-de-boeuf (= Ochsenauge)-Uhr haben meine Eltern 1980 für DM 1.200,- gekauft. Laut abgebildeter Rechnung des Restaurators und Verkäufers stammt sie aus Frankreich um 1870. Sie hing dann lange Jahre bei uns; die Bilder sind von Ende 2015. Die Uhr ging immer gut und hatte einen schönen Klang und dürfte beides wohl auch noch heute tun; bloß Schlag- und Gangwerk müssten neu synchronisiert werden. Infolge einer Umdekoration möchten wir die Uhr gerne verkaufen - was mag sie heute wert sein und wo findet man am ehesten Interessenten und Liebhaber?

  • Diese Ochsenaugen aus der Regierungszeit Napoleon III Können verschiedene Werke haben, in Form einer Miniatur Comtoise mit Federhäusern aus der Schweiz, oder als massives Messing Vollplatinen-Werk oder als Pariser Rundplatinen-Werk.
    Die 1300.-DM damals waren der Preis den ein Endverbraucher zahlte, der nicht bereit war zu handeln und großes Interesse zeigte. Die Uhren lagen damals so zwischen 200-300 DM, dann kamen noch 100.- DM Uhrmacher Revision hinzu.
    In den noblen Läden Baden-Baden's wurden dann andere Preise aufgerufen, die heute nicht mehr nachvollziehbar sind. Aber das war damals normal.Das Geld wuchs nach.
    Ich habe auch hunderte von Uhren gekauft und verkauft, aber nie ein Ochsenauge. Ich hatte im Kreis meiner Leute nie jemand der eine wollte, Burgunder-Uhren immer, oder Neuenburger Pendulen, Laternenuhren, Spindeluhren, Cartel-Uhren.Die Uhrwerke sind sehr gut und von hoher Qualität, aber wegen ihres regional eigentümlichen Gehäusetyps schwieriger zu verkaufen. 200-300 Euro sehe ich da maximal.eBAY Kleinanzeigen oder auf Facebook in einer Uhrengruppe.

    In Hessen ist der Dativ dem Genitiv sein Tod

    • Offizieller Beitrag

    :)

    Hallo Arthur,

    ohne das Werk gesehen zu haben, schätze ich Dein Oeil de Boef auf 90 bis 130 €. Das Werk wird wohl ein Vollplatinenwerk sein, mit quadratischen Platinen. Das Werk verfügt im Normalfall über eine Schlossscheibe für den Glockenschlag.

    Die Uhr wird gestellt, indem man solange am Minutenzeiger im Uhrzeigersinne dreht, bis die Glocke einen vollen Stundenschlag abgibt. Dann dreht man vorsichtig den Stundenzeiger auf die Stunde, deren Glockenzahl gerade erklungen ist, den Minutenzeiger auf die aktuelle Uhrzeit, und voilà, die Uhr ist gestellt. Die Schlossscheibe verlangt, dass, wenn die Uhr einmal stehengeblieben ist, nach dem Aufziehen man durch mehrfaches Drehen im Uhrzeigersinne die Uhr auf die richtige Zeit stellt. Dabei muss man darauf achten, dass die Uhr Gelegenheiit hat alle Glockentöne zu erzeugen. Man muss sich ggf. dabei etwas Zeit nehmen.

    Das Platinen-Werk hat zwei verschiedene Arten der Hemmung, mal ist eine Ankerhemmung, mal eine innenliegende Brocothemmung verbaut. Die Brocothemmung besitzt bei den Ochsenaugen meist zwei Stahlstifte und nicht die anspruchsvolleren Rubinstifte der offenen Brocothemmung der Notar Pendulen mit Marmorgehäuse.

    Zur Zeit restauriere ich ein Ochsenauge mit Brocothemmung, bei der einer der Stahlstifte abgebrochen ist. Der Stift hat 1,5mm Stärke und muss im Wirkbereich auf Halbprofil abgeschliffen und danach gehärtet werden. Das habe ich nun schon fertig und in den nächsten Tagen will ich das Werk reinigen und trowalisieren. Mal gespannt, ob das Werk dann wieder läuft.

    Liebe Grüße Winfried


    Mein Avatar zeigt ein Narrenflötchen des 16. Jahrhunderts aus dem Töpferort Raeren.

    Alle meine Aussagen erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, jedoch ohne Gewähr für Ihre Richtigkeit. In keinem Fall wird für Schäden, die sich aus der Verwendung der abgerufenen Inhalte ergeben, Haftung übernommen.

  • Hallo, Dreiwirbel, hallo, Winfried,
    vielen Dank für Euer raschen und ausführlichen Antworten - das hilft mir schon! Zu dem Werk kann ich nicht mehr sagen und auch nicht zeigen als schon auf dem beigefügten geöffneten Bild zu sehen ist - aber wenn es etwas Bemerkenswertes wäre, hätte der damalige Verkäufer das bestimmt erwähnt!
    An Verkauf über ebay habe ich natürlich auch schon gedacht, aber dann müsste ich die
    Uhr ja versenden - verträgt das Uhrwerk das denn?

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