Bild 1878 Druck mit Fotografie

  • Guten Abend allerseits,

    mein Name ist Bernhard und ich bin neu hier im Forum. Alte Sachen, Troedel im allgemeinen ist meine große Leidenschaft. Hauptberuflich bin ich Fotograf, aber in meiner Freizeit gehe ich extrem gerne auf Flohmärkte. Unser Haus ist daher leider kurz vorm platzen.

    Nun zu einem Fund mit dem ich nichts richtiges anfangen kann. Kann mir jemand dazu nähere Informationen geben?

    Es handelt sich um ein ca. 32 x 43 cm großen Bild. Ein Soldat steht vor dem Karlsruher Schloss, das Gesicht ist eine Fotografie die extrem geschickt auf das Bild montiert wurde. Individualisiert sozusagen. Leider löst sich das Bild an den Rändern auf und hat etwas Feuchtigkeit abbekommen.

    - Wie bezeichnet man sowas.
    - Hat es einen Wert, auch in dem mäßigen Zustand?
    - Kann ich es riskieren es aus dem Rahmen rauszunehmen ohne das es mir zerfällt, ich würde den Rahmen gerne reinigen.
    - Was kann ich zum Erhalt am besten machen?

    Freue mich schon auf eure Antworten.

    Danke und Gruß, Bernhard

  • :) Die korrekte Bezeichnung ist Reservistenbild. Reservistenbilder sind bildliche Darstellungen, die als Andenken an die Zeit des Militärdienstes angefertigt wurden. Dabei handelt es sich teilweise um Druckgrafiken, Fotografien aber auch unter Verwendung von Uniformteilen hergestellte Textilarbeiten.

    Zwischen etwa 1870 und dem Ende des Ersten Weltkrieges erfreuten sich Reservistika allgemein einer großen Beliebtheit. Dabei handelt es sich um Erinnerungsstücke an die Militärdienstzeit, die von Soldaten erworben werden konnten und mit einem gewissen Stolz in der heimischen Wohnung präsentiert wurden. Neben Reservistenkrug oder Reservistenpfeife waren Reservistenbilder die am weitesten verbreitete Form dieser Andenken. Eine häufige Form des Reservistenbildes ist ein farbiger Druck, der einen Soldaten umgeben von Wappen, Bildern regierender Fürsten oder sonstwie patriotisch gemeinten Darstellungen zeigt. Dieses im Prinzip austauschbare Bild wurde dann personalisiert, indem man als Gesicht des Soldaten einen entsprechenden Ausschnitt aus einem Foto des Besitzers aufklebte bzw. -druckte. Häufig wurde auch der Name des Besitzers und der Einheit, bei der er seinen Wehrdienst abgeleistet hatte, aufgemalt oder gedruckt. Ebenfalls zu den Reservistenbildern gehören Erinnerungsfotos, die den Soldaten im Kreis seiner Kameraden zeigen. Oft wurden durch Technik der Fotomontage die Angehörigen einer Einheit in einer Landschaft (häufig die Garnisonsstadt der betreffenden Einheit oder eines ihrer Wahrzeichen) gruppiert, mitunter ergänzt durch patriotische Sprüche oder Anspielungen auf das Soldatenleben. Die dritte verbreitete Form des Reservistenbildes ist eine Textilarbeit, bei der häufig Uniformteile, getrocknete Blumen und Stickereien um ein Foto des Besitzers in Uniform herum montiert wurden. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges endete die Tradition der Reservistenbilder; in späterer Zeit waren (und sind) eher einfache Fotografien als Andenken an den Militärdienst üblich. Während Reservistenbilder lange Zeit als Kitsch angesehen wurden, sind sie heute beliebte Sammelobjekte. Besonders Reservistenbilder kleiner bzw. elitärer Einheiten (z. B. Flieger oder Kolonialtruppen) können auf dem Antiquitätenmarkt für Militaria hohe Preise erzielen.

    Non semper ea sunt, quae videntur!  - Phaedrus

  • Vielen Dank für die erleuchtende Antwort. Ich finde das Thema unheimlich interessant.
    Klar muss ich was damit machen, ich werde mich mal schlau machen wer mir das Bild aufziehen kann. Wobei man ja neutrales Papier und Kleber benutzen muss, wäre schade wenn es beim oder durch das restaurieren kaputt geht.
    Den Rahmen dagegen bekomme ich selbst wieder hin.
    Wenn es fertig ist zeige ich es wieder.
    Danke und Gruß, Bernhard

  • Auch ein dickes Danke von mir. :D

    Habe heute übrigens einen Buchmacher angeschrieben, der mir entsetzt antwortete das wäre keine Aufgabe für einen Buchmacher. Nun ja, er war sich wohl zu fein und vom ersten optischen Eidruck schockiert. Kann ich auch verstehen.

    Bernhard

    • Offizieller Beitrag

    :-):-):-)

    :D Mein Buchmacher sitzt im Moment!

    Aber........einen sehr schöner Thread hast Du da aufgemacht, lieber Bernhard. Ich habe ihn mit Freude gelesen. Fühle Dich herzlich willkommen im KuT.

    Liebe Grüße Winfried


    Mein Avatar zeigt ein Narrenflötchen des 16. Jahrhunderts aus dem Töpferort Raeren.

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