JOS (Tschoss) Plateau

  • :) Nördlich des Zusammenflusses des Benue- und Niger Rivers am Jos Plateau liegt das kleine Dorf Nok im heutigen Nigerien. In einem Zinnbergwerk wurde 1946 ein Terrakottakopf einer bis dahin unbekannten Kultur gefunden. Diese Kultur wurde nach dem Fundort benannt und datiert etwa 500 v.Chr. – 200 n.Chr. Am Jos Plateau waren die einzigen damals bekannten Eisenvorkommen südlich der Sahara, die Nok betrieben Eisenschmelze, Bearbeitung und Handel. Um 200 n.Chr. verschwanden sie.

    Bei Nok Terrakotta handelt es sich um die ältesten bekannten figurativen Darstellungen Afrikas. Meistens in Bandkeramik ausgeführt und innen hohl zeigt Nok Terrakotta in fast lebensgrossen Darstellungen von Menschen und Tieren perfekte Beherrschung des Mediums Ton bzw. des Brennvorganges. Viele dieser Statuen wurden in ca. 1 Meter Tiefe unter flachen Steinplatten gefunden, ob es sich hier um Ritualgaben handelte ist den Archäologen unbekannt.

    Innerhalb kurzer Zeit begann ein reger internationaler Handel mit Nok Skulpturen, einzelne regionale Grosshändler beschäftigten bis zu 1000 „Arbeiter” welche gegen Finderlohn nach Skulpturen gruben. Diese Figuren wurden dann illegal nach Europa verbracht und endeten in den Händen spezialisierter Antiquitätenhändler. Auch wurden im Norden Nigeriens, also im islamischen Teil des Staates, aus Aberglaube unzählige Fundstücke von den Einheimischen als „Teufelszeug” zerstört, sowie sehr viele Fundstücke bei Raubgrabungen aus Unkenntnis schwer beschädigt.

    In Nigerien selbst wird man nur in wenigen Museen Nok Skulpturen finden. Seit einigen Jahren versuchen nun in Nigerien Archäologen Raubgrabungen zu stoppen, was jedoch insofern von den lokalen Stammesgrössen dahingehend untergraben wird, in dem um „Mining Permits“ angesucht wird. Hat nun wer so ein „Mining Permit“, beginnt er eine Gegend nach „Erz abzusuchen“. Die gefundenen Skulpturen werden dann trotz hoher Strafen in die Nachbarländer verbracht, von wo sie wie schon früher in den zahlenden Westen verbracht werden.

    Mit der Einführung der Schariah vor wenigen Jahren im Norden Nigeriens hat sich die Situation um Terrakottafunde wesentlich verschlimmert. Die radikalisierte, ungebildete Volksmasse sieht in der figurativen Darstellung von Mensch und Tier eine Verletzung der Grundgesetze des Islam und zerstört viele gefundene Artefakte. Viele lokale Museen wurden so „besucht“, die Schaustücke in den Ausstellungsräumen zerschlagen.

    Das Sammelgebiet Nok Terrakotta ist faszinierend, jedoch muß sich der Sammler klar darüber sein, daß er ein „Konservator” einer unwiederbringlichen Kultur ist. Vieles wurde durch Unkenntnis, Profitgier und Aberglauben zerstört, das ausgestorbene Volk der Nok ist nach wie vor fast nicht erforscht. In wenigen Jahren wird es keine „neuen“ Nok-Artefakte mehr geben.
    Persönlich besitze ich kein einziges Stück, obwohl ich zwei Jahre in der Gegend von Nok wohnte.

    Non semper ea sunt, quae videntur!  - Phaedrus

  • Vielleicht eine Art Nebenquiz?
    Mit googeln kommt man zu Tschoss jedenfalls nicht sehr weit... :D:D


    Jos wird aber Tschoss ausgesprochen und ich hab nicht nachgeschaut, na der Charlie hat net schlapp gemacht:o und hat sie entdeckt...
    Das Vernichten dieser Kunstwerke ist schon ne schlimme Sache, wenn sie die Figuren wenigstens auf den Schwarzmarkt werfen würden.:o

    In Hessen ist der Dativ dem Genitiv sein Tod

  • Der Antikenmarkt brummt immer; er spricht das ästhetisch verwöhnte Bildungsbürgertum an, aber wer kauft den Müll aus Syrien. Wer will sowas haben.
    Ich habe mich schon immer gefragt, wer sowas kauft ? Sind das Antiken, die wie beim Discounter an Neureiche vertickert werden? vielleicht kann uns Gerümpelchen mal erklären wer die Zielgruppe ist und wie der Markt funktioniert. Wer kauft zB. den Mist aus Palmyra, wenn Müller Karpe schon dauernd Werbung dafür macht.

    In Hessen ist der Dativ dem Genitiv sein Tod

    • Offizieller Beitrag

    Nö, das kann Gerümpel gar nicht und er will hier auch keine Hassdiskussion entfachen. Dann kommen wir noch auf Frau Kampmann usw. und das ufert aus. ;)

    Ich las vor einiger Zeit ein interessantes Interview mit einem Kunsthändler, der mehr Einblick hat, als wir. http://www.vice.com/de/read/wir-ha…-finanziert-546
    Und hier was von deinem Lieblingsfeid Müller-Karpe:
    http://www.zeit.de/2015/09/illega…er-staat-gesetz

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