Menüfolge 1892

  • Jetzt möchte ich Euch noch ein altes handgeschriebenes Buch zeigen.
    Es ist, soweit ich erkennen kann, kein Kochbuch sondern lediglich die Menüfolge des bayerischen Hofes (nicht das Hotel) vom 15.10.1891 bis 17.01.1892.
    Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, haben die Eltern der zweiten Frau des Onkels meiner Mutter, bei Hofe in München gearbeitet. Er lenkte die achtspännige Kutsche und sie arbeitete in der Küche und daher stammt dieses Buch.
    Leider kann ich die Schrift so gut wie nicht lesen, vielleicht die eine oder andere Überschrift aber das war es dann schon.
    Es liegt bei mir schon viele Jahre und ich habe mich gefragt, da ich Euch jetzt kenne,ob es einen Sammlermarkt dafür gibt.
    Leider hat meine Mutter auf weitern Seiten eigene Rezepte reingeschrieben und es war somit auch immer in Gebrauch, deshalb der schlechte Zustand.






    Vielleicht möchte sich ja jemand von Euch an die Übersetzung machen :)

    Viele Grüße
    Saili

  • Seite 1:

    Diner vom 15. Oktober.

    [Tabirka?] Suppe Bauèf braise mit Kartoffel-Crogetten.
    Gebratene Hühner mit Salat. Grüne Erbsen mit Cruto.
    Chokolade Crème. Obst, Kaffee.

    Souper.
    Flaum Suppe, Lendenschnitten mit Makroni Aprikosenkompot. [Anf??? M??]

    Chokolade Crème ohne Eier.
    [??]150g
    4 Tafeln Chokolade werden mit 1/2 Quart Milch am Feuer verweich(t)[?]
    Unterdessen werden 8 Streifen Geladine mit 1 Quart Wasser [und]
    wenigen Stücken Zucker bis zur Hälfte eingekocht, [und] mit der anf[?]
    gelösten Chokolade glatt gerührt. Nachdem es etwas ausgekühlt
    ist, mengt man 1 Quart Rahmschnee dazu, gibt die Masse
    in den Fa[?] [und] stellt sie zum Erkalten.

    Kartoffel-Crogetten.
    5 großen Kartoffel werden mit Salzwasser gesotten [und] durch
    ein Sieb passirt. Auf das mit Mehl bestreute Nudelbrett gegeben
    [werden?] sie mit 2 bis 3 Eierdotter, ein Stück Butter, Salz [und] Muskat
    zu einem Teig gemacht, Würste daraus geformt [und] in heißer Butter
    oder Schmalz in plate a sautè gebraten.
    Cruto: In Butter gebratene Semmelschnitten.

    Die folgenden Seiten werden wohl dauern, aber würd wohl noch weitermachen, wie es meine Zeit zulässt ;)

    • Offizieller Beitrag

    :-):-):-)

    Liebe Saili,

    von den Zutaten auf das Haus zu schließen, ist waghalsig, aber
    die Aufzeichnungen der Menüabfolge mit den verschiedenen Gängen
    der einzelnen Tage lassen auf einen sehr gehobenen Haushalt schließen.
    Da sind Speisen erwähnt, die sich das Volk nicht leisten konnte.
    Die handschriftliche Weiterführung des Manuals mit Rezepten der Frau
    Mama empfinde ich nicht als störend, sondern macht den Charme
    dieses Küchenjournals noch größer. Hübsch ist das Rezept
    der "Kunsthonigstangen" auf der letzten Seite:

    1 Pfund Kunsthonig zerschleichen lassen,
    dann dazu 3 Eier, 3 Esslöffel Milch, 3 Esslöffel Zucker. Citronat
    u. Orangeat nach Belieben, ebenso Mandeln, eine Messerspitze
    Nelken, Zimt, 3 Esslöffel Kakao 2 Backpulver, Mehl nach Belieben,
    sodass sich der Teig noch auf das gefettete Blech schütten lässt.
    Mit gekochter Zuckerglasur dann Stangen schneiden.

    Ob die Kunsthonigstangen wirklich geschmeckt haben?
    "Kunsthonig zerschleichen lassen" das hat etwas! Die Bayern sagen
    heute noch:
    "Schleich di" wenn sie jemandes überdrüssig sind.

    Liebe Grüße Winfried


    Mein Avatar zeigt ein Narrenflötchen des 16. Jahrhunderts aus dem Töpferort Raeren.

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  • Meine Lieben, Ihr seid perfekt :)

    hab mich sehr über Eure Übersetzung gefreut aber ob ich das nachkochen möchte weiß ich nicht.
    Leider habe ich keinen wirklichen Nachweis, dass dieses Buch aus dem bayerischen Königshaus stammt. Aber es gibt ein Foto von dem Achtspänner, nur wer in lenkt kann man nicht erkennen.
    Ist denn mit dem Kammertisch einfach ein Zimmer mit Tisch gemeint, bzw. nicht der große Salon, was meint Ihr?
    Hatte schon mal überlegt ob ich das Buch dem Schuhbeck anbiete:D
    Aber so viele Rezepte sind es glaube ich nicht.

    Viele Grüße
    Saili

  • Unter Kammertisch kann ich mir gut vorstellen, dass damit tatsächlich das Servieren des Essens am Bett gemeint sein könnte. zB wenn einer der Herrschaften erkrankt war. Dafür spricht auch die "Kraftsuppe", die da beschrieben ist (Suppe mit Markklößchen und Rindfleisch und weißen Bohnen, Kalbsfrikassee mit Rind - mit Fragezeichen?, also, wer da nicht wieder zu Kräften kommt ;) ), sowie dass es ja offenbar "zum" Diner vom 2. Januar gehört und dennoch eigenständig wirkt, obwohl es zB dieselbe Suppe gibt, wie zum Hauptessen.

  • Lieber Schoerli,
    Du kannst gerne, wann immer es Deine Zeit erlaubt, weiter übersetzen.
    Hätte auch noch ein altes Poesiealbum in Sütterlin. :)

    Viele Grüße
    Saili

  • Dann scheint es so, dass das Personal nur die Suppe bekommen hat und die Herrschaften noch zusätzlich das restliche Menü.
    Wenn ich das richtig verstanden habe.

    Viele Grüße
    Saili

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