Orthodoxes Tryptichon Bronze

  • Hallo Zusammen,
    ich habe eine orthodoxes Triptychon (Klappaltar) aus Bronze. Die Maße sind ca. 13cm x 37,5cm. Dazu habe ich schon einiges gegoogelt. Man kann viel dazu finden, viele Abbildungen sehr ähnlich aber nie gleich. Deshalb kann ich mir kein Bild machen was das tatsächliche Alter, die Herkunft und den Wert angeht.
    Nun hoffe ich hier jemanden zu finden der sich in dieser Art sakraler Kunst besser auskennt und mir helfen kann.
    In dieser Hoffnung verbleibe ich erst mal.
    Gruß
    dagobertblue

    • Offizieller Beitrag

    :-):-)

    Hallo Dagobertblue

    und herzlich willkommen in unserm Forum.

    Du zeigst hier eine russische Metallikone aus dem 19. Jahrhundert. Diese Ikonen waren in Russland weit verbreitet und wurden auch auf Reisen mitgenommen. Da viele Gießereien diese Ikonen mit vorgegebenen Themen herstellten, sind die Darstellungen immer mal wieder unterschiedlich. Deine Ikone stellt mittig Jesus dar, der am jüngsten Tag zu Gericht sitzt. Links von ihm ist die Gottesmutter dargestellt und rechts von Ihm sehen wir Johannes den Täufer. Das Thema dieses Triptychons heißt "Deesis". Bei der Ikone mit der Darstellung der "erweiterten Deesis" werden zu Jesus, Maria und Johannes weitere Heilige dargestellt.

    Diese Ikonen waren vor dem Zerfall der Sowjetunion 1991 recht kostspielig. Für solch ein schönes Stück wurden schon mal weit über 1000,- DM verlangt. Der Nachschub kam mühselig mit Schmuggel durch Diplomaten des Schwarzen Kontinent nach Berlin, von wo aus sich renommierte Antiquitätenhändler Deutschlands bedienten. Nach dem Zerfall der Sowjetunion fielen die Preise dramatisch und viele Metallikonen wurden in Russland geplündert und hier auf Flohmärkten verscherbelt. Deine Deesis konnte da schon einmal
    für 50 € den Besitzer wechseln. Heute ist das Angebot auf Flohmärkten durch verstärkte Kontrolle kaum noch vorhanden, aber dafür werden solche Ikonen schon mal bei Ebay angeboten. Deine Ikone ist heute so zwischen 200 und 300 € wert. Etwas teurer sind Metallikonen, die schön mit farbigem Emaille verziert sind, und das Emaille weitgehend unbeschädigt ist.

    Übrigens wurde Dein Triptychon häufig zum Beten verwendet, da die dargestellten Personen abgegriffen sind. Noch etwas zur Fälschung der Metallikonen: In den Hochzeiten der Preise für solche schönen Teile wurden sie natürlich nachgegossen, aber mit ein weinig Erfahrung und häufigem Anfassen der alten Ikonen wird, besonders bei der Rückseite der Metallikonen, die Fälschung schnell entdeckt. Übrigens habe ich schon vor geraumer Zeit vernommen, dass die Russen inzwischen ihre Ikonen wieder zurückkaufen, da ihnen der Ausverkauf ihrer Kulturgüter inzwischen große Sorge bereitet.

    Liebe Grüße Winfried


    Mein Avatar zeigt ein Narrenflötchen des 16. Jahrhunderts aus dem Töpferort Raeren.

    Alle meine Aussagen erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, jedoch ohne Gewähr für Ihre Richtigkeit. In keinem Fall wird für Schäden, die sich aus der Verwendung der abgerufenen Inhalte ergeben, Haftung übernommen.

    • Offizieller Beitrag

    :-):-)

    Danke für die Blumen, lieber dagobertblue,

    in den 80iger Jahren hatte ich die Gelegenheit eine große Sammlung von Metallikonen aufzubauen. Der Sammler, ein Familienmitglied, war finanziell ziemlich gutgestellt und die Leidenschaft für diese schönen Antiquitäten dauerte bei ihm einige Jahre an. Zum Schluss betrug die Sammlung über 250 verschiedene Teile und reichte vom 17. Jahrhundert mit kleinen oft völlig abgegriffenen Kupferikonen bis zu den prächtigen großen Metallikonen des 19. Jahrhunderts.

    Die Sammlung betrug damals über 250 wundervolle Stücke, wurde jedoch nach dem Tode des Sammlers auf Wunsch der Familie von einem großen Auktionshaus versteigert und ist nun in alle Welt verstreut.

    Hier möchte ich Dir die beiden Spitzenstücke der damaligen Sammlung zeigen. Da die Sammlung heute nicht mehr existiert, kann ich sie Dir nur in einem Museum zeigen. Es handelt sich dabei um die beiden durchbrochen gegossenen Großikonen des Erzengel Michael und des Erzengel Gabriel. Hier ein Link:

    https://www.erfurt.de/ef/de/erleben/…016/125124.html

    Wenn ich mich nicht täusche, waren die beiden Ikonen feuervergoldet. Auch hier in Erfurt scheint mir das so zu sein.

    Ich kann mich noch erinnern, wie der Sammler jammerte und stöhnte, als ich ihm die Preise für diese beiden Spitzen-Ikonen nannte, die damals von einem großen Antiquitätenhändler in Düsseldorf, der damals auf Ikonen spezialisiert war, gefordert wurden. Letztlich hatte er sich zu der Ausgabe durchgerungen, für das Geld hätte man damals auch einen komfortablen Mittelklassewagen erwerben können. Aber Sammelleidenschaft birgt das Wort: leiden und als die beiden Stücke bei unserem Sammler dann an der Wand hingen, war alles wieder gut, da die beiden Stücke extrem selten im Handel auftauchten.

    Liebe Grüße Winfried


    Mein Avatar zeigt ein Narrenflötchen des 16. Jahrhunderts aus dem Töpferort Raeren.

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