Ballspende / Carnet de bal

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    gestern ist mir dieses Teil in die Finger gekommen. Es hat mir gefallen und ich habe es gekauft ohne eigentlich zu wissen was es ist, wozu es genutzt wurde/wird und wie alt es ist. Ich habe es für geringes Geld erworben und nun ein paar Fragen an Euch die ihr mir hoffentlich beantworten könnt:

    Erst mal die Beschreibung:

    Maße: 7,5 x 5 x 0,4 cm
    Gewicht: 74,75 Gramm

    Material unbekannt, evtl helfen die Punzen weiter die ich im Inneren entdeckt habe (ich tippe auf Silber tlw. vergoldet).

    An der Seite ein Scharnier, auf der anderen Seite ein kleiner Druckknopf der beim herunterdrücken ein Öffnen ermöglicht.

    Die Hülle lies sich erst nur bis ca 45 Grad öffnen, ein vollständiges Öffnen habe ich zunächst nicht geschafft (möchte ja auch keine Gewalt anwenden)....heute morgen jedoch habe ich es ganz öffnen können der Inhalt hatte sich nur leicht verkantet. Innen befindet sich ein dreiteiliger, zusammengeschobener "Fächer" der durch eine Niet verbunden ist. Material kann ich nicht bestimmen könnte aber Bein sein.

    2,5 cm unter dem Druckknopf befindet sich eine kleine Schraube deren Funktion ich noch nicht kenne.

    Außen ist das Etui mit feinen Landschaftsdarstellungen verziert Häuser, Büsche, Bäume. Material und Herstellungstechnik der Bilddarstellung möglicherweise sehr feines Emaille?

    Wer weiß um was es sich hier handelt, welche Funktion dieses Fundstück hat und wer kennt vergleichbare Stücke?

    • Offizieller Beitrag

    Wirklich ein schönes Stück. :)

    Die Punzen kann ich leider nicht genau zuordnen, aus dem Bauch raus Frankreich mitte 18tes Jahrhundert, aber ohne Gewähr.

    Ist das was da oben rausguckt der passende Stift? Dann wäre das Teil komplett. :)

    Wunderschönes, sehr gut erhaltenes, Carnet de bal.

    Auch von mir Glückwunsch dazu.

    Grüsse
    Frank

    ***Alle von mir anhand von hier gezeigten Bildern oder Texten gemachten Aussagen spiegeln ausschließlich meine persönliche Meinung wieder, sie dienen lediglich zur weiterführenden Information, sollen keinesfalls eine Expertise ersetzen und sind immer ohne Gewähr.***

    :D Falls Sie mit dem Kleingedrückten einverstanden sind dürfen Sie nun gerne meinen Kommentar lesen. :D

  • :) Es handelt sich hierbei um eine Ballspende etwa letztes Viertel 19. Jahrhundert. Siehe hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Ballspende


    Mist, du bist zu schnell. ;)

    Anbei mal zwei Ballspenden von mir. Um 1900 wurden die Namen der Tänzer und Tänze offenbar schon auf Papier notiert.

  • ist das Portrait signiert.? Sensationeller Fund. Ich schaue schon gar nicht mehr danach, weil sie meistens gefaked sind. 900er Goldblech muss das Material sein.

    In Hessen ist der Dativ dem Genitiv sein Tod

    • Offizieller Beitrag

    Wow...das ist ja der HAMMER.... :D Danke für die Infos....und die Vergleichsfotos

    Zitat

    Ist das was da oben rausguckt der passende Stift?

    Ja das ist der Stift...habe ihn jetzt erst entdeckt als ich die Vergleichsbilder sah. Aber er ist nur 3 cm lang und hohl d.h. eine Mine fehlt aber ansonsten komplett.

    Die vier Punzen was bedeuten sie? Die erste von links ist unleserlich - ich erkenne nur noch ein rautenförmiges Muster. Die zweite von links sind die Buchstaben M C , die dritte ähnelt einer Blüte und hat ein sehr regelmäßiges Muster, die ganz rechts außen ähnelt einer Lyra - kann man das Land oder die Stadt evtl auch den Goldschmied noch ermitteln wo das Stück hergestellt wurde?

    • Offizieller Beitrag

    Guck mal hier:

    http://www.ascasonline.org/articolonovem103.html

    Eventuell könnte das "Blumenzeichen" zwischen Oktober 1768 und November 1774 für "kleine Gegenstände" und Gold benutzt worden sein.

    Das was Du als Lyra bezeichnest sehe ich als querliegendes gekröntes H. Das würde zusammen mit der Blüte auf die Zeit zwischen Juli 1771 und Juli 1772 als Herstellungszeitraum und Qualitätsmarke für 958/1000 Silber hindeuten.

    MC wäre der Hersteller, vielleicht kann man da noch was rausfinden.

    Die vierte, kleine Marke kann ich leider nicht erkennen, die müsste dann aber dieser kleine Kopf sein, der bestätigt das die Steuer entrichtet würde, vielleicht kannst Du ja mit der Lupe erkennen ob das passen kann.

    Ich muss dazusagen das ich nicht 100% sicher bin ob die Punzen die in dem Artikel von ascasoline sind, die sind aber das ähnlichste was ich finden kann.

    Warten wir mal andere Meinungen ab. :)

    Grüsse
    Frank

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    3 Mal editiert, zuletzt von baer (14. Juli 2015 um 08:50)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo baer,

    zunächst einmal vielen Dank für Deine Mühe. :eek:
    Das ist in der Tat alles richtig:

    H mit Krone (quer)
    Blütenzeichen wie abgebildet
    M C als Hersteller
    Die vierte Marke erschließt sich mir aber immer noch nicht...kopfförmig könnte aber hinkommen

    Wir sind also im 18. Jahrhundert und zwar 1771/1772 Frankreich, Paris,

    Fehlt noch der Hersteller. Zwischen den Buchstaben befindet sich etwas birnenförmiges...gibt es ein Verzeichnis der Punzen von Pariser Gold- und Silberschmieden um 1771 ?

    Ist das jetzt Silber vergoldet oder Goldblech? Wenn ich dich richtig verstanden haben steht das H mit Krone für 925/1000er Silber.

    Hast du auch eine Idee um welches Material es sich bei den Bilddarstellungen handelt - Porzellan?

    Welche Funktion hat die Schraube rechts unterhalb des Druckknopfes? Vermute damit kann man das Stück zerlegen und die Schließmechanik ggf. austauschen. Die Schließmechanik ist übrigens Eisen wie der leichte Flugrostbefall zeigt.

    Nochmals vielen vielen Dank für Eure Hilfe! :)

    Mit besten Sammlergrüßen

    Gratian

    Alle meine Aussagen erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, jedoch ohne Gewähr für Ihre Richtigkeit. In keinem Fall wird für Schäden, die sich aus der Verwendung der abgerufenen Inhalte ergeben, Haftung übernommen.

    Einmal editiert, zuletzt von Gratian (14. Juli 2015 um 23:08)

    • Offizieller Beitrag

    Ich bin leider nicht grad der Experte für französische Punzen aus der Zeit Louis XV, ausser dem was man im Netz finden kann hab ich leider auch nichts weiter dazu, kommt irgendwie auch nicht so häufig vor. :D

    Wenn Du da weiter forschen möchtest, versuch doch mal mit Herrn Christophe Ginter kontakt aufzunehmen von dem stammt der oben verlinkte und ähnliche Artikel zu dem Thema.

    Der kann vielleicht auch besser beurteilen ob die Punzen echt sind.

    Hier steht eine Kontaktemail, vielleicht hilfts ja weiter:

    http://www.ascasonline.org/NEWSDICEM67BOOK.html

    Die vierte Marke erschließt sich mir aber immer noch nicht...kopfförmig könnte aber hinkommen

    Lies den Artikel dazu nochmal in Ruhe durch, daraus ergibt sich das die vierte Punze dieser kleine Kopf sein müsste:

    http://www.ascasonline.org/ginterpunzoni77bis.jpg

    Als Bestätigung das die Steuern auf den Gegenstand bezahlt wurden.

    Wir sind also im 18. Jahrhundert und zwar 1771/1772 Frankreich, Paris,

    Das geben die Punzen so her, falls echt.

    Fehlt noch der Hersteller. Zwischen den Buchstaben befindet sich etwas birnenförmiges...gibt es ein Verzeichnis der Punzen von Pariser Gold- und Silberschmieden um 1771 ?

    Vielleicht kann der Herr Ginter da weiterhelfen oder kennt jemanden der es kann.

    Ist das jetzt Silber vergoldet oder Goldblech? Wenn ich dich richtig verstanden haben steht das H mit Krone für 925/1000er Silber.

    Der Artikel dazu ist leider in diesem Punkt nicht wirklich eindeutig.

    Blume und Kopf wären demnach die Punzen für kleine Silberartikel oder Gold.

    Das H wäre jedoch die Pariser Qualitäts(Garantie)marke für 958er Silber, weshalb ich auf Silber tippen würde, aber um 100% sicher zu sein müsstest Du es vielleicht testen lassen.

    Grüsse
    Frank

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    • Offizieller Beitrag

    Nehm alles zurück und behaupte das Gegenteil. :D

    Hab grade nochmal etwas nachgesehen, im Rosenberg Band 4 S. 253 steht das diese Form des H (wird dort als Kursiv bezeichnet) für Gold steht, allerdings sieht die Krone auf der Skizze dort etwas anders aus.

    Das "normale" H stände für Silber, also wird es wohl doch Gold sein. :)

    Einen Hersteller MC hab ich da nicht gefunden, aber:

    http://www.langantiques.com/university/ind…r_the_Collector

    Auf S.35 findet sich in der Liste bekannter Goldschmiede des 18ten Jahrhunderts ein Mathiue Coiny (1755-1772) aus Paris.

    Leider finde ich auf die schnelle keine Vergleichspunze des Herstellers, hab auch die nächsten Tage kaum Zeit.

    Wäre natürlich grosser Zufall. :rolleyes:

    Vielleicht hilfts ja schonmal weiter.

    Grüsse
    Frank

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    • Offizieller Beitrag

    :-):-):-)

    Toller Thread bis hierhin, ich hoffe, er wird fortgeführt. Ich bin gespannt. Habe, wie ischbierra, auch dazugelernt. Danke!!!

    Liebe Grüße Winfried


    Mein Avatar zeigt ein Narrenflötchen des 16. Jahrhunderts aus dem Töpferort Raeren.

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  • Ich habe heute morgen, nur wegen dieses Threads, eine wunderschöne Ballspende/ Tanzkarte um 1900 auf dem Flohmarkt gekauft. Die kleinen Täfelchen (ca etwas kleiner als DIN A6) bestehen aus hauchdünnem (Elfen)bein, das Decktäfelchen zeigt kolorierte Maiglöckchen. Der Stift ist auch noch vorhanden.
    Sobald ich a) Fotos habe und b) vielleicht mal wieder Internet zuhause, reiche ich die Fotos nach.

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