• Hallo Werte Gemeinde,

    ich bin Neu hier und habe bezüglich des Ofenteils ein paar Fragen und hoffe hier Antworten zu finden.
    Ich hoffe das es als neues Thema in Ordnung ist.
    Dieses Ofenteil ist mir als Dachbodenfund zusammen mit einem Engel und einer einzelnen Kachel in die Hände gefallen.
    Nun streiten sich die Geister zum einen was es darstellt und zum anderen aus welcher Epoche es ist. Das Baujahr des Gebäude aus dem es stammt ist 1678.


    Meiner Meinung nach stellt es einen Schutzpatron der Schmiede dar, fest machen würde ich das aufgrund der Krone, der fehlenden Schmiedeschürze und dem Gewand. Zeitlich würde ich das dem Historismus zuordnen.

    Ein guter Freund/Restaurator ordnet es aufgrund der Kachelstruktur dem Barock zu und seiner Meinung stellt es einfach nur einen jungen Schmied dar.

    Wie würdet ihr das zeitlich einordnen und um was handelt es sich?

    • Offizieller Beitrag

    Dargestellt ist Katharina von Alexandrien oder Katharina von Alexandria. Sie ist eine der bekanntesten Heiligen. Sie wird in der katholischen und der orthodoxen Kirche als Märtyrin verehrt und gehört zu den vier großen heiligen Jungfrauen und auch zu den Vierzehn Nothelfern. Sie soll die schöne Tochter des heidnischen Königs Costus und dessen Frau Sabinella aus Zypern gewesen sein, die um 300 n. Chr. im ägyptischen Alexandrien lebte. Die Attribute der Heiligen Katharina sind das Rad, ein Buch, die Krone und das Kreuz manchmal auch ein Schwert. Dabei müssen nicht alle Attribute gleichzeitig auftauchen wie hier, meist nur das Rad (am häufigsten) und das Buch. Rad und Schwert als Attribute des Martyriums, die Krone ein Attribut des Sieges über das Fleisch sowohl im Martyrium als auch in der gottgeweihten Jungfräulichkeit.

    Sie ist Patronin vieler Städte und Länder. Im Volksglauben ist sie Beschützerin der Mädchen, Jungfrauen und Ehefrauen, der Philosophen, Theologen, Gelehrten, Lehrer, Studenten, Anwälte und Notare sowie der Handwerksberufe Wagner, Müller, Töpfer, Gerber, Spinner, Tuchhändler, Seiler, Schiffer, Buchdrucker, Schuhmacher, Frisöre und Näher. Weiterhin schützt sie die Kirchengebäude, Universitäten und Hochschulen, Bibliotheken und Krankenhäuser.
    Schließlich wird ihr Beistand auch zum Schutz der Feldfrüchte, bei Migräne, bei Krankheiten der Zunge und bei der Auffindung Ertrunkener angerufen. Wegen ihrer Gelehrsamkeit wurde sie zur Patronin vieler katholischer Bildungseinrichtungen.

    Als Schutzpatrone der Schmiede gelten folgende Heilige: Adrianus (Hadrian), Eligius, Florian, Erhard von Regensburg, Georg der Märtyrer, Homobonus von Cremona, Johannes der Täufer, Leonhard von Noblat, Matthias, Patrick von Irland, Petrus ....alles Männer und das hier auf der Kachel ist eindeutig eine weibliche Person.

    Vermutlich besaß der Kachelofen drei oder vier solcher Kacheln welche die virgines capitales also die Heiligen Jungfrauen darstellten. Unter dem Namen virgines capitales werden drei oder vier jungfräuliche Märtyrerinnen der alten Kirche zusammengefaßt, nämlich Margareta, Barbara, Katharina und Dorothea (die bei den drei heiligen Jungfrauen fehlt). Die Zusammenstellung mag mit den Patronaten der Heiligen zusammenhängen: Margareta ist die Patronin des Nährstandes, Katharina des Lehrstandes und Barbara des Wehrstandes (und anderer s.o.). Dorothea ist Patronin der Blumengärtner, der Bräute und der Jungvermählten. Die drei bzw. vier Jungfrauen werden in Bildern und Schnitzwerken oft gemeinsam dargestellt (anstelle von Dorothea findet sich auch Maria Magdalena mit den drei Jungfrauen, vielleicht, weil auch sie Patronin der Gärtner und der Frauen ist). In Süddeutschland ist der Merkvers beheimatet:

    Margaret mit dem Wurm,
    Barbara mit dem Turm,
    Katharina mit dem Radl,
    das sind die drei heiligen Madl

    Ich bin jetzt kein Kachelexperte kann daher nichts zur Herstellungstechnik sagen, aber ich würde die Kachel ikonographisch eher im Historismus also nach 1850 ansiedeln. Das umlaufende Akanthusmotiv mit dem zentralen Akantusblattdekor gab es auch im Barock aber hier haben wir gefühlt eher 19. Jahrhundert vor uns. Wie sieht der Engel aus den du auch noch gefunden hast?

    Mit besten Sammlergrüßen

    Gratian

    Alle meine Aussagen erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, jedoch ohne Gewähr für Ihre Richtigkeit. In keinem Fall wird für Schäden, die sich aus der Verwendung der abgerufenen Inhalte ergeben, Haftung übernommen.

    10 Mal editiert, zuletzt von Gratian (25. August 2018 um 14:31)

  • Vielen Dank, für die ausführliche Antwort. Tuchhändler würde zum Erbauer des Hauses passen. Wäre nur noch die Frage wo es zeitlich einzuordnen ist. Neben diesen Kacheln gab es viele weitere, vor allem auch Ofenbekrönungen die aber eindeutig dem Historismus zuzuordnen sind.

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