Scherzkrüge vergangener Zeiten.

    • Offizieller Beitrag

    :-):-):-)

    Liebe Freunde,

    heute will ich hier drei meiner Gefäße vorstellen, die einem besonderen Zweck dienten. Sie sollten Spaß verbreiten, sie sollten die Gesellschaften
    vergangener Zeiten zum Lachen bringen, kurz es handelt sich hierbei um Scherzkrüge, auch Vexierkrüge genannt.

    Solche Krüge sind seit langem bekannt und erfreuten sich in der Zeit der Renaissance einer besonders großen Beliebtheit. und so wundert es nicht,
    dass hin und wieder im Handel solche Gefäße auftauchen. Mir ist das in 55 jähriger Sammlertätigkeit 3 Mal passiert. Also nicht gerade sehr oft.

    Es handelt sich hierbei um einen rel. einfach gestalteten frühen Krug aus dem Töpferzentrum Raeren an der Deutsch-Belgischen Grenze und
    2 Vexierkrüge aus dem Töpferzentrum Westerwald. Der Raerener Krug stammt aus dem 15. Jahrhundert, (hierzu sind Vergleichsgefäße im
    deutschen Keramikmuseum, Hetjensmuseum, Düsseldorf zu sehen) die beiden Westerwälder Vexierkrüge aus der Mitte des 17. Jahrhunderts.
    (hier ein Vergleichsstück im Töpfereimuseum Burg Raeren) Jemanden vexieren heißt, jemanden reinlegen, jemanden täuschen, jemanden
    mit Rätseln konfrontieren.

    Offensichtlich sind die Gefäße so gestaltet, dass sie dem Zweck, eine Flüssigkeit einzuschließen, und diese bei Bedarf durch Ausgießen bereitzustellen,
    nicht genügen, da die Löcher im Hals des Gefäßes ein ordentliches Ausgießen nicht zulassen. Im Gegenteil, sind die Löcher im Hals des Kruges vorher
    nicht gesehen worden, ist das Hemd, die Jacke des Benutzers versaut.

    Nun entdeckt das "Opfer" des Spaßes natürlich den kleinen seitlichen Stutzen an der Lippe des Gefäßes und denkt sich.....aha, daran muss ich saugen,
    dann kommt das Getränk schon hervor. Aber auch das geht nicht. Das "Spaßopfer" saugt, es bekommt auch Luft angesaugt aber kein Getränk,
    bis........der/die Betroffene herausfindet, dass sich unter dem Henkel des Gefäßes ein kleines Loch befindet, welches er/sie erst mit einem Finger
    luftdicht verschließen muss, und dann erst kann er/sie trinken. Ein harmloser Spaß, der aber bestimmt viel Heiterkeit auslöste, wenn man auf "Opfer"
    traf, die das noch nicht kannten.

    Die versteckten Gänge für die Förderung des Getränkes aus dem Krug durch die Lippe des Kruges, durch den Henkel bis auf den Boden des Gefäßes
    im Inneren und der kleine zusätzliche Kanal vom Henkelkanal abgehend (unsichtbar unter dem Henkel nach außen mündend) wurden durch in den
    weichen Ton eingelegte Wachstampons erzeugt, die beim Brennen des Gefäßes ausschmolzen und verbrannten und so diese verborgenen Gänge hinterließen.

    Moderne Vexierkrüge, z.B.

    https://www.ebay.de/itm/Lochkrug-Scherzkrug-/283163517501

    sind heute noch im Handel, sie werden mit gleichen, oder ein wenig veränderten Funktionen auch heute noch z.B. aus Porzellan oder Fayence hergestellt
    und erfreuen sich noch immer einer großen Beliebtheit.

    Quellen: Raerener Steinzeug, Europäisches Kulturerbe, Ralph Mennicken,
    Herausgeber: Töpfereimuseum Raeren VoG, Raeren 2013

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