Altes Ölbild mit Fragen

  • naja, was heißt "lohnen" ^^
    zum künstler weiß ich auch nichts, ich weiß aber, dass sich erotische motive immer gut verkaufen lassen.
    stilistisch tendiere ich auch sehr in die 30er jahre, evtl ein ticken später... blonde, sportlich gebaute frauen waren sicher etwas, was zu gefallen wusste - wenn auch die ausführung des gemäldes durch ihre konturlosigkeit und mit hohem farbkontrast interessant ist. es wirkt, als hätte man von einer fotografie abgemalt und kein echtes aktmodell vor den augen gehabt.
    für die zeit spricht auch der malgrund, es scheint sich hier um eine pressspanplatte zu handeln (= was man sonst als schrankrückwand kennt), ob es tatsächlich in öl gemalt ist, lässt sich nur durch eine untersuchung (am einfachsten wäre ein löslichkeitstest, bedeuet aber materialverlust) definitiv feststellen.

    in jedem fall kann dieses doch eigentlich recht gut gemalte bild durch eine reinigung noch sehr an wirkung dazugewinnen. ich hatte vor kurzem zwei bilder ähnlicher machart und zeit auf dem tisch, die waren ungefirnisst und aus einem nichtraucherhaushalt. zum einen muss sehr auf die offene oberfläche aufgepasst werden - sonst hat man mehr farbe am wattebausch, als dreck. und zum anderen sorgt so eine pressspanplatte durch formaldehydausdünstungen für eine vergilbung der farbe (auch / gerade bei ungefirnissten bildern), die sich nicht rückgängig machen lässt.
    die läufer sollten jedoch defintiv reduzierbar sein, was einen eventuellen wert noch einmal steigern würde.

    • Offizieller Beitrag

    :)

    Danke für diesen lehrreichen Beitrag, liebe Schöerli.

    Liebe Grüße Winfried


    Mein Avatar zeigt ein Narrenflötchen des 16. Jahrhunderts aus dem Töpferort Raeren.

    Alle meine Aussagen erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, jedoch ohne Gewähr für Ihre Richtigkeit. In keinem Fall wird für Schäden, die sich aus der Verwendung der abgerufenen Inhalte ergeben, Haftung übernommen.

  • bitteschön :)

    man kann sich sozusagen "hocharbeiten", wichtig ist, dass alle schritte vorsichtig und gleichmäßig passieren. jeder schritt muss zunächst an einer unauffälligen stelle getestet werden, bevor er auf die gesamte gemäldeoberfläche übertragen wird!

    1. trocken abpinseln mit einem weichen pinsel, zB unbenutzer puder- oder rougepinsel

    2. dreck polar löslich: mit destilliertem wasser befeuchteten Q-tip (am besten selbstgemacht aus bambus-schaschlikspieß und baumwollwatte) die oberfläche gleichmäßig abrollen (ggf sogar leicht reibend), wenn sich damit UND mit warmem wasser nix reißen lässt, dann:

    3. dreck polar löslich: zum destillierten Wasser etwas kernseife hinzufügen, damit schritt 2 wiederholen. wenn damit UND mit der warmen version noch nichts geht:

    4. dreck polar löslich: vergällten alkohol (ethanol, 70%ig) aus der apotheke besorgen, 1:1 mit wasser mischen, wie schritt 2 anwenden. da kann man sich auch mit den mischverhältnissen steigern. ab hier kann es bei ölfarbe oder tempera schon zu leichten lösungen kommen, also obacht! wenn das (warm muss hier nicht) immernoch nicht geht (zumindes bei den läufern, die kann man ab hier auch separat behandeln):

    ---------ab hier nurnoch weitermachen, wenn man sehr geschickt ist!------------------

    5. dreck trockenpolar löslich: aceton wie (2) anwenden, unbedingt vorher testen! kann zu krepierungen führen (dabei wird die oberfläche weiß und matt, da durch die schnelle verdunstung mikrorisse entstehen). wenns nicht weiß wird, ist gut. wenns an der testfläche (so klein wie möglich halten!) weiß wird, sofort lassen! dann:

    6. dreck unpolar löslich: testbenzin/siedegrenzbenzin wie (2) anwenden. spätestens hiermit löst man im zweifelsfall ölfarbe an, also am besten nurnoch auf die läufer konzentrieren.

    und wenn alles ganz doll furchtbar ist und nix geht, kommt die "freiberufler-keule" *husthust*: max.(!)2%ige Ammoniaklösung. Aber DAS ist wirklich die allerletzte sache, die man sich nur dann zutrauen sollte, wenn man a) sehr geschickt ist/gutes fingerspitzengefühl hat und b) es im zweifelsfall egal ist, ob das bild hinterher ca. 0,001mm "flacher" = entschichtet ist ^^' gerade bei ungefirnisster oberfläche ist das echtes risikospiel.


    ------
    alle angaben ohne gewähr. jeder ist seines glückes schmied.

  • na klar ist das arbeit. ;) darum gibts ja leute, die sich für diese arbeit bezahlen lassen. nennen sich restauratoren :P
    als eigentümer muss man sich nur entscheiden, ob man was (zeit und/oder geld) investieren möchte, oder nicht.
    ich kann mir vorstellen, dass sich ein naziporno in einem guten zustand auch gut verticken lässt und mehr als die restaurierungskosten wieder reinholt. :D

  • ...ich kann mir vorstellen, dass sich ein naziporno in einem guten zustand auch gut verticken lässt und mehr als die restaurierungskosten wieder reinholt. :D

    :) Ich nicht. Dazu ist der Akt zu amateurhaft und mies gemalen. Es sei den, die Leni Riefenstahl oder noch besser Eva Braun hätte Modell gestanden.....

    Non semper ea sunt, quae videntur!  - Phaedrus

  • och das lässt sich ja hinbiegen :P und wenn man das bild selbst reinigt, liegt man bei vllt 20-30€ materialkosten. wenn man nen fuffi für die olle bekäme, ist man schon über den restaurierungskosten :D

    • Offizieller Beitrag

    Ich hab mich gefragt, seit wann wird Hartfaserpappe als Malgrund verwendet. So richtig schlau bin ich im Netz nicht geworden. 1920? 1925? Oder noch später?

    Die "arische Schönheit" würde ich in den 30ern oder 40ern vermuten. Aber nur vermuten, denn die Nazis waren prüde und die Dame hat ja eher keine Heldenpose. Später wäre also auch denkbar.

  • Hartfaser wird ab ca. 1880 überhaupt im Möbelbau verwendet und insbesondere die Impressionisten haben damit früh experimentiert, weil man die DInger einfach besser mit nach draußen nehmen konnte, als Leinwände.
    Typisch werden sie dann für die 20er-40er Jahre.

  • Da der Thread auf FB veröffentlicht wurde, hier nochmal ein Hinweis:

    Freiberufliche Restauratoren werden nicht begeistert sein, dass ich hier mehr oder weniger eine Anleitung gepostet hatte.

    Deshalb möchte ich nochmal betonen, dass das lediglich eine Anregung für begabte Menschen darstellt, denen ein Wertverlust durch eventuelles Missgeschick (aufgrund fehlender Ausbildung und Übung) egal ist!

    Wenn man qualitativ ordentliche Arbeit gemacht haben möchte, ist der Gang zu einem örtlichen Restaurator anzuraten. Mit den meisten kann man auch über einen schmaleren Geldbeutel reden.

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