• :) Der Maler is unbekannt. Jedoch hast Du hier ein sehr interessantes Bild. Es stellt eine Dorfstrasse aus den USA Mitte des 20. Jhdt dar. Sehr gut erkennbar die kleine Shell-Tankstelle mit zwei Reperaturbuchten und angeschlossenem Verkaufslokal, sowie die "Plantation Tavern" - einem kleinen einheimischen Restaurant. Soweit ich dem Bild entnehmen kann, hatte der Maler alle Figuren als Schwarze dargestellt. Es ist Sommer; die Kinder kommen vom Fischen im nahen Fluß heim. Die Dorfszene ist irgendwo im Süden der USA, jedoch nicht am oder nahe des Golf von Mexiko, denn da paßt die Vegetation nicht.

    Das Gemälde ist 1946 datiert. Es könnte sich um die Arbeit eines deutschen Kriegsgefangenen hier in den USA handeln, welcher sich mit Malerei ein Zubrot verdient hatte und dieses Gemälde als Andenken mit nach Hause nahm. Kannst Du bitte ein Foto der Rückseite machen?

    Non semper ea sunt, quae videntur!  - Phaedrus

    Einmal editiert, zuletzt von Austroparts (15. Oktober 2014 um 12:50)

  • Vielen dank für deine Antwort, ich habe das bild allerdings 1999 in San Francisco im Müll gefunden und es selbst nach Deutschland gebracht. Ich mach nachher mal ein Bild, scheint ja jetzt endlich zu klappen.

  • :) Interessant ist, daß ich unter dem Namen "Vistreich" absolut gar nichts finde. Nichts in den USA und nichts nur irgendwo. Ich dachte an Kriegsgefangenen, da ich annahm, daß Du das Bild in Deutschland gefunden hattest. Aber USA ist ja auch ganz toll......

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  • :confused: Das Label wird uns weiterhelfen. Mach mal ein gutes Bild vom Label. Ich kann es nur teilweise lesen. Wie lautet die Strassenadresse? Und was ist der genaue Name der Art Exhibition?

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  • :D Okay! Ich habe nun alle Informationen zusammen und ausgewertet. Dein Bild hat einen Vater!

    Lieb Wjolky Vistreich (manchmal auch Vistreick geschrieben) wurde 1896 in der Tschechoslowakei geboren. Gemeinsam mit seiner Schwester Roslyn Vistreich (1910-1999) wanderte man 1923 in die USA aus. Auf Ellis Island, dem Einwandererzentrum der USA änderte er seinen Vornamen auf Fernand. Man ließ sich in Manhatten nieder und Fernand Vistreich begann Medizin zu studieren. In New York lernte er auch seine Gattin Magda kennen, ebenfalls eine Immigrantin jedoch aus Ungarn, und heiratete sie. 1931 wurde dem jungen Paar eine Tocher Vera geboren.

    Seine Schwester Roslyn Vistreich (1910-1999) lebte einige Zeit in New Orleans, Lousiana. Ich nehme an, daß Fernand Vistreich während dieser Zeit seine Schwester besuchte, es kann aber auch sein, daß er Teil seiner medizinischen Ausbildung in New Orleans absolvierte. Dr.Med. Fernand Vistreich war Chirurg - Otolaryngologist - als HNO (Hals/Nase/Ohren).

    Sowohl Schwester Roslyn wie auch Fernand kehrten nach New York zurück. Roslyn war Lehrerin auf einer Schule in Boro Park und Fernand Chirurg an verschiedenen New Yorker Spitälern. Man wechselte die Wohnadressen und zu einem gewissen Zeitpunkt lebte er auf 21 Barstow Road, Great Neck, New York. Aus dieser Zeit stammt auch das Gemälde bzw. ist er im Einwohnerverzeichnis 1948 Great Neck unter der angegebenen Adresse zu finden.

    Dr. Fernand Vistreich verstarb 1993. Meines Wissens nach praktizierte er nie in Kalifornien oder hielt sich dort auf. Es könnte jedoch sein, daß ein Familienmitglied nach Kalifornien ausgewandert ist. Dr. Vistreich war kein Künstler sondern Chirurg. Und doch hatte er seine Entspannung im Malen gefunden.

    Da wir nun wissen, wer das Bild wann und warum gemalen hat, können wir es nicht nur besser verstehen sondern auch bewerten. Eine Amateurarbeit eines HNO Chirurgen. Wir wissen nun auch, wo das Bild entstanden ist: New Orleans, Loisiana. Das Bild hat ideellen Wert, da es jedoch erfrischend zur Leinwand gebracht wurde sehe ich einen (restaurierten) Wert von etwa Euro 80.00 an einem guten Tag.

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  • :) Was mir enorm weiterhilft ist, daß es sich bei dem Familiennamen um einen sehr ausgefallenen Namen handelte. Dieses Beispiel soll Allen zeigen, wie enorm wichtig es ist, sehr gute Fotos von Vorder- und Rückseite von Gemälden zu machen. Jede Information hilft weiter, wie z.B. die Fundumstände: Wo gefunden, wann gefunden, Beifunde! Mit all diesen Informationen kann man dann seriöse Recherche betreiben. Die von mir angegebenen Daten stammen von der amerik. Einwanderungsbehörde, diversen alten Telefonbüchern, Publikationen, etc.

    Nicht immer gelingt mir so eine perfekte Bestimmung. Eine Ölkraxeleilandschaft eines Pinselschwingers unterzeichnet mit H. Meier z.B. wird für mich immer unbestimmbar bleiben, es sei denn ich bekomme mehr Informationen.......

    :) Danke für das Kompliment!

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo Chippi,

    guckst du hier
    http://www.libertyellisfoundation.org/passenger-result

    Allerdings stimmt das irgendwie nicht ganz überein.
    Demnach ist lieb Vistreich 1871 geboren in Wjolky wo auch immer das ist.

    Demnach könnte auch die Tochter Vera Lea nicht von ihm sein.
    Die war bei Einreise 1932 schon ein Jahr alt.
    Wenn man sich auf http://worldnames.publicprofiler.org/
    den Namen Vistreich eingibt bekommt man lediglich nur in Loisiana die meisten Anzeigen, was auch zu dem gemalten Bild passen würde
    Andy

  • Wow, deine Recherche ist wirklich sehr beeindruckend, vielen Dank für die mühe.
    Kann man in USA so einfach Informationen der einwanderungsbehörde bekommen?
    Ich finde das bild schon gekonnt gemalt, es müssten eigentlich mehr Bilder von ihm existieren und der Stil passt ja auch zum USA Stil dieser Zeit.
    Die Schrift hinten besagt mansasset Art assotiation.....

  • :) Bei Vera sehe ich ein Problem mit dem Geburtsdatum. Als Geburtsland wurde die USA eingegeben. Die Majestic war das Flaggschiff der White Star Line, also Britisch. Irgendwie unverständlich, daß ein Kind ein Jahr vorher in den USA geboren wurde und dann auf einem Einwandererschiff ein Jahr später in die USA kam.

    ;) Wenn du "Fernand Vistreich" eingibst wirst Du sehr fündig!

    Zu Manhasset Art Association gehts hier lang: http://www.manhassetart.org/. Der Stadtteil "Great Neck" liegt sehr nahe am Stadtteil "Manhasset"; damit erklärt sich, warum unser Maler dort ausgestellt hatte........

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    Einmal editiert, zuletzt von Austroparts (15. Oktober 2014 um 17:56)

    • Offizieller Beitrag

    :-):-):-)

    "Großes Tennis", dieser Thread.

    Danke für Eure Recherchen und die viele Zeit, die Ihr dafür investiert habt!
    Wirklich spannend zu lesen.

    Liebe Grüße Winfried


    Mein Avatar zeigt ein Narrenflötchen des 16. Jahrhunderts aus dem Töpferort Raeren.

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