• "Setzen" bedeutet in der schwarzen Kunst die Herstellung einer drucktauglichen Form aus einer Vorlage. Mark Twain war der erste Autor, der in den 1870ern mit "Life on the Mississippi" seinem Verlag ein maschinengeschriebenes Buchmanuskript abgab, vorher waren solche Vorlagen handschriftlich. Bei diesem Vorgang können sich Fehler einschleichen, die die Lesbarkeit von Texten erschweren. Die beiden bekanntesten sind
    - Schusterjungen
    - Hurenkinder

    Beim Schusterjungen ist die erste Zeile eines Absatzes auf der einen Seite, der Rest folgt auf der nächsten Seite. Beim Hurenkind hingegen ist lediglich die letzte Zeile des Absatzes auf der Folgeseite. Beides gilt es zu vermeiden, das besagt die "Hurenkinderregelung".

    Als eingängiger Merkspruch zur Unterscheidung dient: "Ein Hurenkind weiß nicht woher es kommt, ein Schusterjunge nicht wohin er geht".

    Die beiden Beispiele sind aus der heutigen Tageszeitung. Im ersten Bild steht die Zeile "Am 25. Juni [...]" losgelöst vom restlichen Absatz, ein Schusterjunge also. Im zweiten Bild steht oben ein einsames "müssen", ein Hurenkind.

  • Weitere Fehler sind
    Fliegenkopf: eine kopfüber gesetzte Letter, der ein schwarzes Kästchen erzeugt
    Hochzeit: ein doppelt gesetztes Wort oder eine doppelt gesetzte Zeile
    Leiche: ein fehlender Buchstabe oder ein fehlendes Wort
    Zwiebelfisch: ein im Text erscheinender Buchstabe einer falschen Schriftart

    Der Schusterjunge darf nicht mit dem Kustos verwechselt werden. Diesen sieht man bei älteren Büchern häufig. Dabei wurde an den Schluss jeder Seite das erste Wort/erste Silbe der nächstfolgenden Seite gestellt. Im Beispiel steht auf der linken Seite unten "An-", das erste Wort der rechten Seite ist "Anleitung". Diese Seite endet mit "aus", die Folgeseite beginnt mit "aus zweenen wesentlichen Grundtheilen".

    Diese Kustoden stehen IMMER in der rechten unteren Ecke der Seite. Sie waren eine Hilfe für die Buchbinder, die schnell sehen konnten, ob sie auch wirklich alle Blätter in der richtigen Reihenfolge hatten, bevor die Lagen gebunden wurden. Ich persönlich finde sie aber auch praktisch beim Lesen.

    • Offizieller Beitrag

    "Setzen"
    Beim Schusterjungen ist die erste Zeile eines Absatzes auf der einen Seite, der Rest folgt auf der nächsten Seite. Beim Hurenkind hingegen ist lediglich die letzte Zeile des Absatzes auf der Folgeseite. Beides gilt es zu vermeiden, das besagt die "Hurenkinderregelung".

    Danke für die Hinweise. Ich versuche, so gut es geht, diese in meiner Diplomarbeit zu vermeiden. Allerdings bedeutet es natürlich, dass man deswegen öfter mal einen Absatz um einige Zeilen nach unten verschieben muss, also einige Zeilen verschenkt...

    Schöne Grüße,
    MR

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