Schatulle mit Relief Goethe ???

    • Offizieller Beitrag

    Erst einmal - mir - gefällt diese Schatulle sehr...da ich ein großer Fan des alten Goethe bin. Zur genauen Funktionsbestimmung fehlen Daten wie Länge, Höhe, Breite, Gewicht...auch ein Bild der zweiten Schmalseite wäre schön..

    Sie zeigt hinten und an den Seiten Schlüsselszenen aus seinem Werk "Herrmann und Dorothea". Auf dem Deckel selbst der Dichterfürst im mittigen Medaillon mit Lorbeerkranz rechts und links davon viel Zierrat mit Anspielungen auf sein Werk (Stein mit Jahreszahl 1797 (Balladenjahr), Wanderstab, Weinranken und Weinlaub, Griechische Vase, Obstkorb Tambourin, Federhut, Panflöte usw.) auch auf seine berühmte Italienreise.

    Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn,
    Im dunklen Laub die Goldorangen glühn,
    Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht,
    Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht?

    "Hermann und Dorothea", 1796/97 entstanden und 1798 publiziert, ist eine "idyllisch-epische" Dichtung in Hexametern, deren neun Gesänge nach den Musen benannt sind. Die Handlung spielt in einem rechtsrheinischen Städtchen und schildert einen Flüchtlingszug aus Frankreich im Gefolge der Revolutionswirren. Ideologisch setzt sich Goethe darin mit der Französischen Revolution auseinander. Die Handlung spielt unter den Honoratioren des Ortes – dem begüterten Wirtsehepaar zum Goldenen Löwen, dem Apotheker und Pfarrer – und hat zum Mittelpunkt die Brautwahl. Hermann, der Sohn der Wirtsleute, und das Flüchtlingsmädchen, die ebenso schöne wie tüchtige und mutige Dorothea, werden ein Paar. Im 19. Jahrhundert wurde die Dichtung überaus hoch geschätzt, weil sie bürgerliche Lebensvorstellungen und Geschlechterstereotypien, nicht ohne Ironie von Seiten des Erzählers, in klassischer Form gestaltet. (Zitat: Das Goethezeitportal).

    Und genau dahin würde ich die Entstehungszeit des Kästchens legen. Mitte bis 2.Hälfte des 19. Jahrhunderts. Als Vorlage für die Reliefs dienten die Bilder von Ludwig Richter (* 28. September 1803 in Dresden; † 19. Juni 1884 ebenda) der das Werk von Goethe auch für die vielen Bücher die in jener Zeit für das Bildungsbürgertum aufgelegt wurden illustriert hat (anbei Vergleichsstücke aus der Ansichtskartenserie von Ludwig Richter zu Hermann und Dorothea)...die Form des Kästchens die an einen Sarkophag denken lässt ist sicherlich absichtlich gewählt als ehrenvolles Andenken an den damals schon verstorbenen und hochverehrten Dichterfürsten und Repräsentanten der Weimarer Klassik.

  • Vielen Dank für die umfangreiche Antwort Gratian !!!

    Jetzt weiß ich schon mal auf welches Werk sich die Schatulle bezieht!

    Die Schatulle ist ca 40 cm lang und 12 cm hoch und breit.
    Ein Hersteller lässt sich wahrscheinlich nicht zuordnen?

    Bin über jegliche Infos dankbar

    • Offizieller Beitrag

    Mit einem Hersteller kann ich leider nicht aufwarten...die Maße erstaunen für eine (einfache) Schatulle doch. Länge im Verhältnis zur Höhe und Breite. Spontan könnte ich mir vorstellen, das darin eine besonders gute und teure Flasche Wein verschenkt wurde.

    Gibt es von der anderen Schmalseite wirklich kein Foto? Das Schlüsselchen ist ja noch vorhanden...zeig uns das auch mal. Gibt es Druckstellen bzw. Abrieb im Samtpolster innen worauf man evtl. auf einen eingelagerten Gegenstand schließen kann?

    @ Numis-Student. Daher auch Mitte bis 2. Hälfte 19. Jahrhundert. Die Gründerzeit ab 1870 war ja auch die hohe Zeit der deutschen Rhein-Wein-Romantik... :-);)

    Mit besten Sammlergrüßen

    Gratian

    Alle meine Aussagen erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, jedoch ohne Gewähr für Ihre Richtigkeit. In keinem Fall wird für Schäden, die sich aus der Verwendung der abgerufenen Inhalte ergeben, Haftung übernommen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Gratian (11. März 2018 um 19:02)

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