Der Mettlacher Kölner-Dom-Becher

    • Offizieller Beitrag

    :-):-)

    Zum Neuen Jahr 2014, als kleines Dankeschön für die hier geleistete tolle Forumsarbeit aller aktiven Mitglieder.
    Viel Spaß!


    Nach langen Jahren des Suchens habe ich vor wenigen Tagen erstmalig einen originalen „Kölner-Dom-Becher“ aus dem Jahre 1847 in der Hand halten dürfen...........

    Was für eine Freude, stehen doch die wenigen bekannten Becher bis auf spärliche Ausnahmen (Privatsammlungen) in den Museen wie Mettlach, Köln, München, Husum, Kommern, Höhr-Grenzhausen, Enns (Österreich), Eisenstadt (Österreich), Fleet (Hampshire UK), Baltimore (Maryland USA) usw.
    Wobei manche Museen nur Nachbildungen des Bechers aus dem späteren 19. Jahrhundert besitzen.


    Inzwischen habe ich mich über eine längere Zeit intensiv mit diesem Becher beschäftigt und hoffe, dass sich hier, im Kreise der Forumsfreunde, der ein oder andere für dieses ganz spezielle Keramikgefäß interessiert.

    Vor einigen Jahren hatte ich im Internet einen Krug zum Verkauf gesehen. Er wurde angeboten als „Kölner Dom Becher, vermutlich Mettlach.
    Da ich mich als gebürtiger Kölner immer für antike Kölner Dinge interessiere, beschloss ich, den Krug zu erwerben. Er war wirklich älter, 19.Jahrhundert, zinngedeckelt und ohne Beschädigung. Ich war erst einmal der Meinung, ich hätte nun den „berühmten“ Mettlacher Kölner-Dom-Becher erworben. Ich hatte ja noch kein Original gesehen. Becher? Hä?
    Ich hatte einen „Krug mit Henkel“ gekauft, aber ein „Becher“ ist ohne Henkel.

    Mein Papa besuchte dann später das Kunstgewerbemuseum Köln, und siehe da, die boten eine Kopie des historischen Mettlacher Kölner-Dom-Bechers in ihrem Museumsladen an. Papa kaufte mir diesen Becher und ich hatte nun die Möglichkeit zum Vergleichen.

    Als erstes fiel mir auf, dass die Museums-Kopie aus bräunlichem Feinsteinzeug besteht und mein Krug aus hellbraunem Steinzeug Abziehrillen am Boden hat. Herkunftsvermutung: Westerwald.
    Außerdem war der Museumsbecher (Abformung des Originals) wirklich ohne Henkel, mein Krug hatte jedoch einen Henkel, sogar einen Zinndeckel. Die Museumsbecher-Kopie hatte knapp über dem Boden Schriftbänder, meiner hatte eine Weinranke um den Fuß. Ansonsten war der Museumsbecher sehr fein in seinen Modeln, während mein Krug etwas gröbere Darstellungen zeigt. Daraus folgt natürlich: Mein alter Krug war kein originaler Mettlacher Dombecher, sondern eine spätere Westerwälder Kopie des Mettlacher Dombechers.

    Ein wenig zur Geschichte des Kölner Domes:

    Nach dem Abriss des alten Karolingischen Domes und der Grundsteinlegung des neuen Domes1248 wurde in Köln 1322 der neue errichtete gotische Chor des Domes eingeweiht.
    Nach Fertigstellung des gotischen Chores errichtete man nach und nach die Seitenschiffe des Langhauses und zwei Stockwerke des Südturmes. Bis ungefähr 1530 wurde am Dom gebaut und das Gebäude mit wichtigen Ausstattungsstücken geschmückt. Jedoch führten vor allem Geldmangel aber auch schwindendes Interesse in der Bevölkerung nach und nach dazu, dass die Arbeiten am Kölner Dom um 1530 eingestellt wurden.

    Die Gotik wurde dann im Laufe der folgenden Zeit als „roher“ und „barbarischer Stil“ angesehen und bis weit nach 1800 änderte sich an dieser Betrachtungsweise nichts. In den Revolutionskriegen zogen sogar die Franzosen in den teilerrichteten Dom ein, und missbrauchten ihn als Stallung für ihre Pferde und als Scheune für Getreide und Futtermittel.

    Zu Beginn des 19. Jahrhunderts, erfuhr jedoch die mächtige Ruine des Kölner Domes wieder Aufmerksamkeit, und interessierte Bürger überlegten, ob es möglich sei, den Kölner Dom weiterzubauen.

    Hierbei ist besonders ein Name zu nennen, ein Mann, der es schaffte, die Bevölkerung mit seiner Dombauidee zu begeistern. Sein Name war Johann Sulpiz Melchior Dominikus Boisserée .

    http://de.wikipedia.org/wiki/Sulpiz_Boisser%C3%A9e

    Stetig forderte er begeistert in Köln den Weiterbau des Kölner Domes, zumal in dieser Zeit zufällig auf einem Speicher eines Darmstädter Gasthauses originale Baupläne des Kölner Domes aus dem Jahre 1280 entdeckt wurden und ihm zur Vorlage kamen.

    http://www.focus.de/schule/lernen/…_aid_25303.html

    Sulpiz Boisserée und seinen Freunde gelang es mit großem Enthusiasmus, den Papst, den preußischen Oberbaudirektor Karl Friedrich Schinkel, den Architekten Ernst Friedrich Zwirner und letztlich auch Friedrich Wilhelm IV für ihre Dombau-Idee zu gewinnen. (Hier stelle ich die verwickelte Geschichte sehr abgekürzt dar, ganz so einfach war es leider nicht. Auch waren viel mehr Personen zu begeistern, als die eben genannten.)

    1840 endlich, war der Weg geebnet, mit dem Weiterbau des Kölner Domes zu beginnen und 1841 gründete sich mit königlichem Einverständnis der Zentral-Dombau-Verein, der versprochen hatte, die Hälfte der dazu notwendigen finanziellen Mittel bereitzustellen.

    Auch die vielfältigen Überlegungen, wie die gewaltige Gesamt-Summe aufzubringen sei, werde ich bis auf eine hier „schlabbern“, denn auch das würde zu weit führen.

    Jedenfalls entstand unter anderem die Idee, dem dombaubegeisterten Bürger etwas anzubieten, was durch geringfügig überteuerten Verkaufspreis Geld in die Dombaukasse spülen könnte. Die Idee nahm Form an, und das Resultat war ein schöner Trinkbecher, eben.........der Kölner-Dom-Becher.

    Wie nun genau der Auftrag, den Kölner-Dom-Becher zu produzieren, an die Firma Villeroy und Boch von Köln nach Mettlach geleitet wurde, wird künftiger Forschung überlassen sein, jedenfalls spricht viel dafür, dass die Vermittlung durch den preußischen Kronprinzen und späteren König Friedrich Wilhelm IV. erfolgte, der 1814 Köln besuchte und sich von Sulpiz Boisserée den Kölner Dom zeigen ließ. 1833 war er wieder in Köln, und bestieg mit Zwirner die neuen Gerüste am Dom. In Mettlach wohnte der preußische Kronprinz am 19. und 11. November 1833 bei Johann Franz Boch-Buschmann. Mit der Familie Boch verband ihn wohl eine herzliche Freundschaft. Und so ist sehr wahrscheinlich, dass in diesem Zusammenhang auch über das Vorhaben: „Kölner-Dom-Becher“ gesprochen wurde. (Diese Episode ist hier ebenfalls stark verkürzt wiedergegeben)

    Hier nun ergibt sich mein Vorschlag, sich kurz mit der Geschichte der Keramikfirma Villeroy und Boch auseinanderzusetzen, und ich empfehle den Wikipedia Eintrag dazu:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Villeroy_%26_Boch

    Villeroy und Boch nahm sich der technischen Ausformung eines Kölner-Dom-Bechers gerne an und begann etwa 1845 mit der Produktion der ersten Serie von etwa 1000 Bechern (es sollten noch 2 weitere Serien bis 1847 folgen). Im gleichen Jahr noch wurde der Dom-Becher an Interessierte verkauft, und ein Teil des Erlöses sollte dem Kölner Dombauverein zur Verfügung gestellt werden. Der Becher war ca. 19,5 cm hoch, ohne Henkel, und war aus „bestem, hellbraun eingefärbtem Feinsteinzeug gefertigt. (diese Feinsteinzeug-Keramikmasse wurde nach (schon länger existierendem) englischem Vorbild ab 1840 bei Villeroy und Boch erstmals in Deutschland maschinell gemischt)

    Der Dom-Becher kostete den Käufer 15 Silbergroschen, von denen 4 Silbergroschen als Spende für den Kölner Dom abgeführt werden sollten.“ (Zitat: Prof. Dr. Arnold Wolff)

    Der in den damaligen „Domblättern“ genau dokumentierte Erlös aus dem Verkauf von letztlich, geschätzt, etwa 5000 Dom-Bechern (die verschiedenen Serien zusammengerechnet), von 1845 bis 1852, beläuft sich auf 350 Taler, 4 Silbergroschen und 6 Pfennige.
    Wahrlich, nach oberflächlicher Betrachtung, keine große Summe,. Rechnet man jedoch einmal damalige Löhne und Preise (z.B. für Schwarzbrot) einmal dagegen, kommt man auf eine Gewinnsumme von ca. 60.000 Euro (heute) aus dem Becherverkauf für den Dombauverein. ( Auch diese Rechnung möchte ich hier vorenthalten, da schwammig, wie Prof. Dr. Arnold Wolff betont. Denn Löhne und Preise von damals korrelieren nicht direkt mit den heutigen Löhnen und Preisen.)


    Wer hat den Becher gestaltet und was ist darauf zu sehen?

    Die Gestaltung dieses Kölner-Dom-Bechers geht ohne Zweifel auf den Architekten und Bildhauer Ludwig Foltz zurück.
    Er wurde am 23. März 1809 in Bingen als Sohn des Malers Ludwig Foltz geboren. Mit 17 Jahren trat der junge Ludwig in das Büro des Bauinspektors Georg Erhard Arnold in Mainz ein, wo er zunächst das Zeichnen lernte.1825 durfte er in der Bau- und Steinmetzwerkstatt von Karl Ludwig Arnold in Strassburg erstmals Arbeiten als Architekt und Vermesser am Strassburger Münster vornehmen.1827 erhielte er den Gesellenbrief als Steinmetz und kehrte damit nach Mainz zurück. Dort trat er in das Atelier des Bildhauers Joseph Scholl ein, der an der Restaurierung mittelalterlicher Bildwerke des Mainzer Domes beteiligt war. Anschließend war Ludwig Foltz bei dem Frankfurter Bildhauer Schmidt von der Launitz. Dort studierte Foltz die Originalpläne des Frankfurter Domes. Nach mehreren weiteren Zwischenaufenthalten bei renommierten Architekten, Künstlern und Bauherren, wurde Foltz 1832 in das Münchener Atelier des berühmten Bildhauers Ludwig Schwanthaler aufgenommen, wo er, als dessen Lieblingsschüler, auch an der Ausführung der kolossalen Statuen für die Münchener Residenz mitwirkte.

    1837 wurde Foltz von Minister Graf Josef von Armansperg mit dem Ausbau seines Schlosses Egg bei Deggendorf an der Donau beauftragt. Nach Vollendung des Schlossbaues und Entwurf und Einbau auch der Inneneinrichtung, ließ sich Foltz in Regensburg nieder, wo er 1841 die Aufnahme als Bürger mit dem Beruf „Bildhauer“ und „Hersteller für künstlerische Geschirre, wie verzierte Humpen“ beantragte. Sein weiteres berufliches Arbeiten liest sich wie das „Who is Who“ mit lauter Namen aus Europas gesellschaftlicher Elite. So arbeitete er für Thurn und Taxis, für König Maximilian II, Jean Francois de Cuvilliés, und, und, und......
    Die Liste der Schlösser, Kirchen, Dome, Theater und Gesellschaftshäuser, an deren Bau, Wiederherstellung und Restaurierung er beteiligt war, ist beeindruckend.

    Woher kommt nun, nach dieser Darstellung eines Teiles des beruflichen Werdeganges von Ludwig Foltz, die Gewissheit, dass er den Kölner-Dom-Becher entwarf?

    Glücklicherweise ist eine eigenhändige Entwurfszeichnung des Mettlacher Kölner-Dom-Bechers von Ludwig Foltz erhalten geblieben. Sie befindet sich in der Graphischen Sammlung des Kölnischen Stadtmuseums, das sie im Jahre 1899 von einem Münchener Kunsthändler erwarb.
    Diese Entwurfszeichnung geht auf die Zeit zurück, die Ludwig Foltz in Schwanthalers Münchener Atelier verbrachte. Zwischen 1832 und 1837 muss Foltz dort mit Sulpiz Boisserée zusammengetroffen sein. Boisserée lebte zu dieser Zeit auch in München und hatte nachweislich engen, freundschaftlichen Kontakt zu dem 20 Jahre jüngeren und schon sehr geschätzten Bildhauer Ludwig Schwanthaler. Bei solchen Besuchen muss wohl auch über den Kölner Dom gesprochen worden sein, denn Schwanthaler modellierte nicht nur verloren gegangene Teile der bronzenen Grabstatue des 1261 verstorbenen Kölner Erzbischofs Konrad von Hochstaden, sondern auch die Figuren für die drei südlichen Querhausportale des Kölner Domes. Foltz war wohl zu dieser Zeit mit den Wünschen des Kölner Zentral-Dombau-Vereines vertraut und daher wird seine intensive Beschäftigung mit dem Dom-Becher leicht darstellbar.

    (Foltz entwarf für Villeroy und Boch im Laufe dieser Zeit allerlei verschiedene Gefäße)


    Beschreibung des Kölner-Dom-Bechers.


    Der Becher aus Feinsteinzeug ist 19,3 cm hoch, am Fuß 9,5 cm und an der Lippe 7,5 cm breit.
    Seine Herhstellungszeit ist aller Wahrscheinlichkeit 1847, im direkten Vergleich zu der Beschreibung zweier weiterer bekannter Becher aus der 3. Fertigungsserie. Er hat eine hellbeige Innenglasur.
    Die äußere Glasur ist etwas dunkler, hellbräunlich, bis auf die beiden Wappen und das Nummernschriftband im oberen Bereich, die die gleiche hellere Glasurfarbe zeigen, wie die Innenglasur.
    Die handschriftlich, mit schwarzer Tusche aufgebrachte Nummer des Bechers lautet 1480. Der Becher liegt damit hinter dem Becher des Kölnischen Stadtmuseuums aus der gleichen Serie, der die Nummer 634 trägt und vor dem Becher mit der Nummer 1665, der sich in einer Kölner Privatsammlung befindet.
    Unter dem Nummernschriftband befindet sich ein Wappenschild, welches einen etwas dunkler gefärbten schrägliegenden, schlanken, kurzgestielten Pokal zeigt. Dieser Pokal-Schild taucht auch bei anderen Keramikgefäßen von Ludwig Foltz auf. Dieses Signet ist der Münchener Künstlervereinigung zuzuordnen, die sich „Humpenauer Gesellschaft“ oder „Humpenburg“ nannte, in der Ludwig Foltz Mitglied war.

    Der Becher ist dreigeteilt. Auf seiner Vorderseite zeigt der Becher als mittlere der drei Modeln eine sehr frühe, noch lieblich anzuschauende Darstellung der „Germania“, die in ihren Händen zweifellos ein Modell des Kölner Domes trägt. Die Westfassade des Domes ist gut erkennbar und kann nur dem Kölner Dom zugeordnet werden, auch wenn die unteren Geschosse nur drei, statt fünf Achsen haben und an Stelle des großen Mittelfensters nur eine kleine Rose getreten ist.
    Germania, als Zentralfigur dieses Bechers, hat Foltz mit Bedacht gewählt, da in ihrer Gestalt auf die Vollendung des Domes als eine „Angelegenheit des gesamten Deutschen Volkes“ hingewiesen wird. Das Spruchband, welches sich durch die Domtürme zieht, zeigt einen winzig kleinen Text, der lautet:

    Seidem der Bau zum Himmel strebt
    das Volk ein frischer Geist belebt

    Um die nationale Komponente des Bechers nicht allzusehr zu betonen, hat Foltz als Gegengewicht links neben der Germania die Heiligen Drei Könige plaziert, deren Gebeine im Kölner Dom verehrt werden. Sie schreiten mit ihren Gaben auf Germania zu, über ihren Köpfen der Stern von Bethlehem, das göttliche Leitbild ihrer Wanderung.

    Da der Becher ja keinesfalls ein Träger hoher und hehrer Gedanken sein sollte, sondern auch zum „profanen“ Trinken (Saufen/Schlucken/Kippen) dienen sollte, musste Foltz sich etwas einfallen lassen. Daher setzte er die Model des trinkenden Steinmetzen rechts neben Germania, auf das dritte Bild. Natürlich ist es ein Domsteinmetz, wie das Giebelstück der Fiale zeigt, an dem er gerade arbeitet.
    Den Steinmetzen wurde große Trinfestigkeit nachgesagt, da sie ja während ihres beruflichen Daseins, immer im dursttreibenden Staube arbeiten mussten. Dabei wirkt es etwas peinlich gegenüber der feinen Germania, wie der Steinmetz mit der linken Hand sich den Becher an den Mund hält und einen kräftigen Schluck nimmt. Über seinem Kopfe ist ein Schriftband mit winzigem Text:

    Wüst nicht wo der Wein und der Stein sollt stecken
    davor ein deutscher Gesell thät erschrecken

    Die drei Modeln sind umrahmt von drei kräftigen Strebepfeilern, aufsteigend aus einem Horizontalgesims mit früh-neugotischem Maßwerk mit drei Spitzbogenfeldern und eingtieften Spitzbogenspiegeln. Sie stehen auf Laubwerkkonsolen, die unter dem Horizontalgesims ansetzen. Zwischen den großen Spitzbögen sieht man 4 Blenden. Ein zartes diagonales Raster innerhalb der Bögen, deutet eine rautenförmige Bleiverglasung an.
    Die kräftigen Strebpfeiler verdecken die drei Nähte, wo der Becher aus 3 Teilen zusammengesetzt ist. Die Schilde mit Wappen über den Strebpfeilern verkürzen die Naht, sodass nur ca. 1,2 cm der freiliegenden Nähte mit der Hand nachzuarbeiten waren.

    Die zwei Wappenschilde liegen in einem zarten Rankenwerk. (das Rankenwerk erinnert mich an die historischen Kölner Kleinmeister) Im rechten Schild ist das Wappen von Köln, im linken Schild sind Werkzeuge der Steinmetzen zu sehen, Dreieck und Zirkel.

    Unter dem Horizontalgesims sind drei Schriftbänder zu sehen, auf denen steht:

    unter dem Steinmetz : zecher und bauleut reicht euch die hand
    unter den Königen : fünfzehn groschen kost ich im ganzen land
    unter der Germania : vier davon werden dem dom zugewand

    Die Entwurfzeichnung von Ludwig Foltz zeigt an diesem unteren Teil der Becherwandung statt dieser drei Spruchbänder eine umlaufende Weinranke. Diese umlaufende Weinranke ist auf einigen original Bechern statt der Spruchbänder zu finden.


    Die Bildsprache des Bechers war im Jahre 1845 ohne weitere Erklärung jedermann verständlich, dem König, wie dem Steinmetzgesellen. Man brauchte im „Domblatt“ 1845 den Becher nicht weiter zu erklären, der Hinweis auf „sinnige bildliche Ausstattung“ genügte und so war es kein Wunder, dass die erste Auflage des Bechers hervorragend schnell abverkauft war.

    Ein großer kommerzieller Erfolg zieht alsbald Nachahmer an, und so war es kein Wunder, dass dieser Dom-Becher schon 10-20 Jahre später im Westerwald kopiert, oder seine Modeln sich auf anderen Krügen oder Kannen des Historismus wiederfanden. Selbst Schreib- oder Tintenzeuge wurden mit den eben beschriebenen Modeln verziert. Klar ist auch, dass von diesen „Plagiaten“ keinerlei Spenden an den Kölner Zentral-Dombau-Verein abgeführt wurden.

    Hier will ich schließen, obgleich zum Thema noch vieles zu bemerken wäre.


    Ich empfehle jedem, den die Sache interessiert, das schöne Büchlein von Dombaumeister a.D. Prof. Dr. Arnold Wolff: „Der Mettlacher Kölner-Dom-Becher und sein Entwerfer Ludwig Foltz“ Köln 2005. Leider ist dieses Büchlein wohl vergriffen, aber vielleicht sind ja im kölnischen Stadtmuseum noch ein paar Exemplare vorhanden.

    Allein dieses Büchlein habe ich benutzt, um diesen Artikel hier zu schreiben, es stehen mir leider keine anderen Schriften zum Thema zur Verfügung. Die Bilder sind von Gefäßen meiner Sammlung.
    Am 29.12.2013 habe ich mir von Professor Dr. Arnold Wolff explizit die Erlaubnis eingeholt, sein o.g. Buch für diesen Artikel benutzen zu dürfen. Er hatte keinerlei Einwände und dafür bin ich ihm sehr dankbar. Die Beschäftigung mit dem Mettlacher-Kölner-Dom-Becher hat mir sehr viel Freude gemacht und ich hoffe, dass Ihr, liebe Forumsfreunde, ebenso viel Spaß an diesem Artikel haben werdet.


    Bild 1 bis 10 der originale Mettlacher Kölner-Dom-Becher
    Bild 11 zeigt neben dem Original die kleiner Kopie. Diese Kopie des Mettlacher Kölner-Dom-Bechers, wurde zur 1oo jährigen Vollendung des Kölner Domes 1980 von Villeroy und Boch, Mettlach, in einer Stückzahl von etwa 1250 nummerierten Exemplaren hergestellt. Diese Kopie ist kleiner als das Original, da die vom Original abgenommene Abformung beim Brennen ca. 15% schrumpft.
    Bild 12 und 13 zeigen eine Westerwälder Nachahmung des Dom-Bechers als Krug.
    Bild 14 / 15 und 16 zeigen einen Deckelpokal der Firma Hanke, Westerwald mit den Dom-Becher Modeln von ca. 1870.
    Bild 17 und 18 zeigen ein Westerwälder Schreibzeug mit der Model der Hl. Drei Könige.

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    Noch einige Bilder:

    • Offizieller Beitrag

    :) Lieber Dreiwirbel,

    in diesem Schreibzeug stecken zwei fast identische Tintenbehälter. Vielleicht für unterschiedliche Tinten.... Schwarz/Blau/Grün/Rot????? Wer weiß....
    Ein "Löschsandgefäß" hat eine geschlossene Oberfläche mit kleinen Löchern zum
    Streuen des Sandes.
    Löschsand ist übrigens missverständlich. Mit Sand kann man keine Tinte löschen, bzw. aufsaugen, so wie mit Löschpapier. Der Sand wurde zwischen die beschriebenen Seiten gestreut, um zu verhinderm, dass noch feuchte Tinte die Rückseite des aufliegenden Blattes verschmutzt und das Blatt ggf. beim Trocknen der Tinte festklebt.

    Liebe Grüße Winfried


    Mein Avatar zeigt ein Narrenflötchen des 16. Jahrhunderts aus dem Töpferort Raeren.

    Alle meine Aussagen erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, jedoch ohne Gewähr für Ihre Richtigkeit. In keinem Fall wird für Schäden, die sich aus der Verwendung der abgerufenen Inhalte ergeben, Haftung übernommen.

    • Offizieller Beitrag

    :) Übrigens noch einen Hinweis in eigener Sache:

    sollte jemand von Euch einmal einen Dom-Becher oder ein mit solchen Modeln verziertes Gefäß angeboten bekommen, und selbst kein Interesse haben, wäre ich für einen Hinweis dankbar. :D Aber bitte nicht alle auf einmal! :D

    Liebe Grüße Winfried


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    • Offizieller Beitrag

    Danke für diesen interessanten und lehrreichen Beitrag. Hatte vorher noch nie davon gehört...wieder was dazu gelernt. :)

    Habe ich das richtig verstanden: Die Dom-Becher gingen in alle Welt. dh. Originale müssten sich in ganz Deutschland, Europa und auch in Übersee finden lassen...na dann werde ich mal die Augen offen halten. :eek:

    Mit besten Sammlergrüßen

    Gratian

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    • Offizieller Beitrag

    :) Lieber Gratian,

    danke für Deine Antwort.
    Der Becher wurde an jeden verkauft, der einen haben wollte. Klar, dass viele Becher in Köln hängenblieben, da gehörte es um 1850 vielleicht zum "Guten Ton" einen zu haben. Über die Jahrzehnte haben sie sich über Europa verteilt. Einige sind vielleicht sogar in den USA gelandet. Wer weiß?

    Liebe Grüße Winfried


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    • Offizieller Beitrag

    :-):-):-)

    Heute, liebe Freunde,

    ist es an der Zeit, einen Nachtrag zum "Kölner-Dom-Becher" zu schreiben.
    Fast drei Jahre sind inzwischen vergangen, ohne dass ich ein weiteres interessantes Exemplar dieses Bechers gefünden habe.
    Das allerdings sollte sich vor 3 Wochen schlagartig ändern, als ich bei Ebay Frankreich nach Deutschem Steinzeug suchte. Und siehe da.......nach allerlei weniger interessanten Historismuskrügen blieb mein Auge an einem riesigen Krug hängen, der wie folgt beschrieben war:

    "Außergewöhnlicher, sehr großer Bierkrug, aus Blau/grauem Ton im Stil der Neo Renaissance. Bei dem mittleren Bild könnte sich um die Hl. Clothilde handeln, die eine Kirche trägt.weiter sieht man die biblischen Weisen, und einen Schmied unter dem Davidstern
    das ganze dekorativen Vokabular der Renaissance ist vorhanden ist, mit hübschen Allegorien in Kartuschen an der Basis.
    Es handelt sich um eine Deutsche Arbeit, wahrscheinlich aus dem Westerwald.
    Am Boden ist eine Marke zu sehen: 332.
    Abmessungen: Gesamthöhe 50 cm, Höhe ohne Deckel 38 cm, Länge mit dem Griff 25 cm, Bodendurchmesser 19,5 cm
    Zeitraum: Ende des XIX Jahrhunderts
    Erhaltung: gut
    3 kleine Chips (Nase eines Weisen, auf dem Cover, an der Oberseite des Griffs)
    kein Riss, keine Reparatur."

    So lautete die französische Beschreibung. Nachdem ich mir das Bild angeschaut hatte, ware schnell klar, dass es sich um eine riesige Nachahmung des berühmten "Kölner-Dom-Bechers handelt.

    Während des Original von Villeroy & Boch gegen 1845 19 cm hoch ist, und als Becher keinen Henkel besitzt, ist dieser Riesenkrug mit seinem Deckel von 1884 bis auf wenige mm 50 cm hoch.

    Der Hersteller dieses großen Kruges ist nachweislich die Westerwald Steinzeugfabrik Reinhold Hanke aus Höhr-Grenzhausen.

    Hier findet ihr einen Link zu einer hübschen Seite, wo die Geschichte der Firma Reinhold Hanke ein wenig beleuchtet wird.

    http://historismussteinzeug.npage.de/steinzeug-des-historismus.html

    Nun zu meiner Neuerwerbung einige beschreibende Worte:

    Vergleicht man den Original Kölner-Dom-Becher mit dem Historismuskrug, sieht man, dass die Motive übernommen wurden. Allerdings wurden die Darstellungen vergrößert und verändert. Teils wurden sie vergröbert, teils wurden sie verfeinert.
    Die Kirche, die von Germania getragen wird, ist kaum noch als "Kölner Dom" zu identifizieren, si ist stark vereinfacht dargestellt und nur noch die beiden Türme lassen auf den Kölner Dom schließen. Die Heiligen Drei Könige werden hier von einem Davidstern geleitet, der auch über dem Steinmetz der dritten Model zu finden ist. Statt auf dem Giebelstück einer Fiale des Domes, auf dem die Hand des Steinmetzes während seines stärkenden Trunkes ruht, liegt nun seine Hand auf einem korinthischen Kapitell.
    Die gotischen Spitzbögen, in denen sich beim Originalbecher die drei Modeln befinden, sind nun flachen Korbbögen mit gerafften Vorhängen gewichen.
    Der Hintergrund der drei Modeln zeigt nun, im Gegensatz zum Original in flachem Relief Türme und Häuser einer Phantasiestadt.
    Der untere, stark nach außen gezogene Rand des Riesenkruges zeigt nun Löwenköpfe und Kartuschen, in denen verschiedene Dinge zu sehen sind: Anker mit Kette, Winkel, Zirkel und Malerwerkzeuge, wie Pinsel und Farbpalette, weiter Buch und Schreibfeder, Zahnrad, Amboss und Schmiedewerkzeuge. Oben besitzt der Krug große Fruchtgehänge, die von Löwenmasken gehalten werden und kleinteilige Zierleisten. Der Henkel ist J-förmig, auf dem prachtvoll gestaltetem Deckel sitzt ein Zwerg, der einen Pokal in der Hand hält.

    Man kann sagen, dass es sich bei diesem Historismuskrug um eine freie Nachbildung des Kölner-Dom-Bechers handelt. Bekannt sind 20005 nach Professor Dr. Arnold Wolf, auf dessen Erkenntnisse sich meine Ausführung wieder (mit seinem Einverständnis) beruft, drei Krüge in dieser riesigen Ausführung. Einer dieser Krüge steht im Kölnischen Stadtmuseum, Zeughausstraße 1 in Köln, die beiden anderen Krüge sind in Privatsammlungen. Der Krug im Kölnischen Stadtmuseum hat einen, abweichend vom hier gezeigten Krug, anders gestalteten Deckel, aber auch mit Zwerg. Außerdem ist der Krug im Kölnischen Stadtmuseum neben Kobalt-Blau auch Mangan-Rot gefärbt. Im Anhang sind Bilder dieses Museum-Kruges, die ich durch die Vitrine des Museums zum Vergleich gemacht habe.
    Einer der rein blau/grauen Krüge der Privatsammlungen ist mit einem Zinndeckel versehen. Auch im Henkel meiner Neuerwerbung befindet sich oben ein kleines Loch, welches zur unverrückbaren Befestigung eines Zinndeckels dienen konnte.

    Im Anhang nun einige Bilder meiner Neuerwerbung:

    • Offizieller Beitrag

    :-):-):-)

    Weitere Bilder

    Die letzten drei Bilder zeigen den Krug im Kölnischen Stadtmuseum, Zeughausstraße 1, Köln:

    • Offizieller Beitrag

    :-):-):-)

    Heute möchte ich in Fortführung meiner Untersuchungen eine Korrektur anbringen.
    Bild 12 zeigt wahrscheinlich keine Westerwälder Nachahmung des Dombechers. Sie wurde wahrscheinlich Ende der 1870iger Jahre von der Firma Fritz Thenn in Regensburg gefertigt.

    Heute werden in der "Bucht" hin und wieder sogenannte Modelkrüge als Westerwälder oder Regensburger Ware angeboten. Der Kölner-Dom-Becher gehört dazu. Es ist schwierig präzise Aussagen über die Provenienz einzelner Modelkrüge zu treffen, denn sie wurden sowohl im Westerwald als auch in Regensburg, wenige auch in Amberg oder Nürnberg gefertigt. Aber in Regensburg wurde Abwurfmaterial, Scherben vom Dombecher in Scherbengruben gefunden. Thenn hat dort jedoch nur für ca 12 Jahre Steinzeug produziert, dann wurde die Firma geschlossen.

    Liebe Grüße Winfried


    Mein Avatar zeigt ein Narrenflötchen des 16. Jahrhunderts aus dem Töpferort Raeren.

    Alle meine Aussagen erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, jedoch ohne Gewähr für Ihre Richtigkeit. In keinem Fall wird für Schäden, die sich aus der Verwendung der abgerufenen Inhalte ergeben, Haftung übernommen.

  • Servus Winfried,
    da wir uns ja schon "privat" über den Becher unterhalten haben,
    möchte ich doch gerne auch die anderen Sammlerfreunde an unserer
    Diskussion teilhaben lassen.
    Insbesondere sind ja die Fotos zum Vergleich der Becher interessant.

    Ich gehe aufgrund deiner exzellenten Recherche aus, dass mein Becher aus der
    1. Auflage stammt (eben die Nummer 258).
    Der Scherben meines Bechers hat ein dunklere Farbe,
    (V&B hat wohl für die verschiedenen Auflagen jeweils einen eigenen Ton angemischt)
    Dann ist mir noch aufgefallen, dass die Konturen bei meinem Becher weitaus
    "schärfer" und klarer sind.
    Das ist wohl mit der Abnutzung der Gipsmatritze (Patritze?) erklärbar,
    in der diese Becher eingedreht wurden.
    Leider fehlt bei meinem das kleine aufgelegte Krüglein.
    Das ist aber verschmerzbar.

    beste Grüße

    bretzlinger

    PS:
    Bei der Suche nach Informationen zu diesem Becher bin ich auf dieses Forum gestoßen. Vielleicht kann ich ja den einen oder anderen Tipp zu euren Fragen geben.

    • Offizieller Beitrag

    Lieber bretzlinger,

    und zuerst einmal ein herzliches Willkommen im Forum. Wir beide haben ja schon vor Deinem Beitrag hier über PN Kontakt aufgenommen.

    Mein Herz jubiliert beim Betrachten Deines schönen Dombechers und ich freue mich, dass mein Artikel im Forum zu diesem Kölner Dom-Becher heute noch Interesse findet.

    Ich gebe Dir völlig recht...Dein Becher ist ist deutlich feiner und filigraner ausgeführt. Die Ursache dafür ist klar der Abnutzung der Matritzen bei der zweiten Serie geschuldet. Die Matritzen scheinen abgenutzt zu sein. Auch die Überlegung, dass Dein Dombecher aus der ersten Tranche der Ausgabeserien stammt, ist leicht anhand der Nummerierung der Becher nachvollziehbar. Interessant wäre nun, die Höhe Deines Bechers zu erfahren, um sie mit der Höhe meines Bechers vergleichen zu können. Das würde dann auch für die Weiterbenutzung der ursprünglichen Matritzen sprechen.

    Du vermutetst in Deiner PN an mich, dass nach der Abnutzung der Gebrauchsmatritzen, neue Matritzen von einem hergestellten, fertigen Gefäß abgenommen wurden, die dann allerdings wegen der Schrumpfung im Brennofen kleiner ausfielen, als es die Origalmatzitze war. Und damit die nachfolgenden Krüge kleiner waren, als die Krüge aus der vorhergehenden Serie. Wenn ich Deine Überlegungen richtig verstanden habe.

    Ich denke, dass Foltz einen Becher modellierte und davon Arbeitsmatritzen abgenommen wurden. Die nach Verschleiß unbrauchbaren Arbeitsmatritzen wurden dann durch Abnahme neuer Arbeitsmatritzen vom Original ersetzt, denn sonst wäre die Maßhaltigkeit der aufeinander folgenden Serien infrage gestellt.


    Bei Gefäßen aus dem 16. Jahrhundert wurde ebenso verfahren, allerdings nur mit den aufgelegten Modeln. Die Gefäße wurden auf der Töpferscheibe gedreht und zu Schluss mit Hilfe eines Form- und Höhenmaßbrettchens durch Anhalten des Brettchens von der Seite an das sich drehende Gefäß auf Gleichheit überprüft.

    Von der vom Formenschneider gefertigten Erstmatritze der gewünschten Model wurde als erstes eine gute Patritze gefertigt, die sorgsam für die Abnahme der vielen nach Verschleiß folgenden Arbeitsmatritzen aufbewahrt wurde.

    In meiner Sammlung von Raerener Steinzeug des 16. Jahrhunderts habe ich solch eine aus hartgebranntem Steinzeug gefertigten Patritze, die dem großen Töpfermeister Raerens, Jan Emens, gehört hat. Das erkennt man an den Buchstaben I E im oberen Drittel der Patritze.
    Sie ist als Patritze erhaben gebrannt und bietet so den Anblick, wie letztendlich die Model auf dem fertigen Gefäß.

    Anbei zeige ich noch eine Arbeitsmatritze, die allerdings aus Siegburg stammt. Sie wurde in der 2. Hälfte des 16, Jahrhunderts gefertigt und besteht aus saugfähigem, gipsähnlichen Ton. Saugfähig, damit sie das Wasser aus dem eingestrichenen Ton derspäteren Model saugen, und damit die Model, nach Härtung durch Wasserverlust, leicht aus der Matritze zur Weiterverarbeitung gelöst werden konnte.

    Das, lieber bretzlinger, habe ich hier nicht geschrieben, um Dich zu belehren, sondern für die Freunde, die sich mit der Töpferei bisher kaum auseinandergesetzt haben.

    Lieber bretzlinger, du schreibst in Deiner PN an mich, dass Du Dich hauptsächlich mit Steinzeug des Jugendstils befasst. Darüber freue ich mich sehr, da ich mich mit dieser Keramik nie wirklich befasst und daher hier massive Wissenslücken habe.

  • Servus Winfried,

    dass mit den Patritzen und Matritzen kenne ich eben vom Westerwälder Jugendstilsteinzeug.

    (Sollte jemand hier Objekte besitzen zu denen er weitere Informationen benötigt,
    bitte einfach Fotos zeigen;
    Hier bitte aber unbedingt den Boden des Gefäßes mit der Modellnummer, so sie vorhanden ist, befügen.)

    Aufgrund der speziellen Nummerierung und des Fonts der Nummern
    kann man die Gefäße meist einer bestimmten Manufaktur zuordnen.

    "Dann schaun mer mal" :)

    Aber nun weiter zu dem Becher.

    Lieber Winfried,
    mein Becher hat exakt die gleichen Maße wie der deine.
    Ergo: Diese Form (Matritze) wurde für alle Auflagen verwendet.
    Daher rührt auch die Tatsache, dass die Konturen immer "verschwommener" wurden.

    Wie ich schon sagte, ohne die meist in der Manufaktur eingelagerten Patritze
    hätte man von einem gebrannten Gefäß einen Abdruck nehmen müssen um eine neue Matritze anfertigen zu können.
    Da der Gips beim Trocknen ja schrumpft,
    fallen bei diesem Vorgehen dann in diese neuen Matritze eingedrehten Gefäße immer etwas kleiner aus.
    Es gibt dazu Bespiele bei den Westerwälder Manufakturen.

    beste Grüße & einen schönen Sonntagabend noch

    bretzlinger

  • Hallo Winfried hallo Hutschi 65

    Ich hoffe ihr seid noch aktiv.

    Ich habe so einen Becher geerbt und wenn ich das alles lese werd ich immer nervöser.

    Mein Becher entspricht den damaligen Maßen und ist in tollem Zustand. Er hat aber unten helle Weinreben.

    Finde sonst keinen ähnlichen.

    Habe mal eine online Expertise angefordert.

    Aber nun fand ich Euch Spezialisten.

    Würd mich freuen was von euch oder auch jemand anderem Interessierten zu hören.

    Beste Grüße

    Dieter

    • Offizieller Beitrag

    :) Hallo Rerrer,

    und herzlich willkommen in unserem Forum. Um auf Deine Frage zu kommen, wie unser lieber Freund ortho schon sagt, Bilder wären hier sehr hilfreich. Der Kölner Dombecher wurde original von Villeroy & Boch produziert, aber es sind auch sehr viele Kopien gefertigt worden. Bilder kannst Du einsetzen über den untenstehenden Button "Dateianhänge"

    Liebe Grüße Winfried


    Mein Avatar zeigt ein Narrenflötchen des 16. Jahrhunderts aus dem Töpferort Raeren.

    Alle meine Aussagen erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, jedoch ohne Gewähr für Ihre Richtigkeit. In keinem Fall wird für Schäden, die sich aus der Verwendung der abgerufenen Inhalte ergeben, Haftung übernommen.

    • Offizieller Beitrag

    :) Soweit, lieber Rerrer,

    ich Deine Bilder beurteilen kann, zeigst Du uns hier einen Kölner Dom-Becher aus der Hand von Ludwig Voltz. Dein Becher erfüllt alle Kriterien eines Originals. Die Maße stimmen, und er ist mit schwarzer Tinte nummeriert. Die Weinranke über dem Boden ist bekannt und zeugt davon, dass der Becher in verschiedener Ausführung produziert wurde. In dem Buch " Der Mettlacher Kölner-Dom-Becher von Prof. Arnold Wolf wird Dein Becher auf Seite 91 ff (1.2.1 und 1.2.2) beschrieben.

    Auch auf die Zweifarbigkeit der bekannten Stücke wird dort hingewiesen.

    Ich gratuliere Dir zu dem schönen Stück. Es ist wirklich heute eine Rarität. Ich habe in meiner Sammlerlaufbahn 3 Originale angeboten bekommen, von denen zwei heute in meinem Besitz sind. Solltest Du einmal darüber nachdenken, Dich von diesem Becher trennen zu wollen, würde ich mich über einen Hinweis freuen.

    Liebe Grüße Winfried


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