- Offizieller Beitrag
Hinter meinem Adventstürchen befindet sich etwas, was heute außer Gebrauch gekommen ist, in früheren Jahrhunderten aber ein Spezifikum protestantischer Gemeinden war, die aus der Tradition Calvins herkamen. Es handelt sich hierbei um Abendmahlsmarken, den sogenannten Mereaux. Calvin hat diesen Brauch in Genf eingeführt. Es sind kleine Metallstücke aus unedlen Metallen, rund oder eckig. Sie dienten dem Nachweis, dass der Kommunikant berechtigt ist, am Abendmahl teilzunehmen. Um berechtigt zu sein, gab es in der verschiedenen Gemeinden unterschiedliche Kriterien: sittlicher Lebenswandel; Teilnahme am vorbreitenden Gottesdienst am Vorabend, Geldspende. Der Berechtigte empfing eine Mereau und übergab diese dann am darauffolgenden Sonntag dem diensthabenden Presbyter als Nachweis. An der Anzahl der Marken konnte man dann auch die Teilnehmerzahl feststellen.
Der Gebrauch der Mereaux verbreitete sich dann über Genf hinaus. In Schottland, wo John Knox sie einführte, heißen sie communion tokens. In den reformierten Gemeinden in Europa war ihre Blütezeit im 17.und 18. Jahrhundert. Im 19. Jahrhundert wurden sie mehr und mehr abgeschafft. Heute bilden sie ein Nebengebiet der Numismatik.
Hier findet Ihr mehr darüber: https://www.muenzenwoche.de/de/Das-Phaenom…eaux/4?&id=2309
Ich zeige Euch drei Exemplare:
Nr. 1 stammt aus Dresden. Im Jahr 1741 ließ der ungarisch-stämmige Hofmaler Adam de Mányoki 300 Stück aus Zinn herstellen. Es zeigt auf der einen Seite das Osterlamm und auf der anderen den Namen der Gemeinde und das Gründungsdatum. (Die Gemeinde wurde von Hugenotten gegründet) Das Stück wiegt 4,61 gr. Eine spätere Nachprägung aus einem dickeren Schrötling wiegt 6,72 gr.
Nr.2 stammt aus Schottland, trägt auf der einen Seite den Namen der Kirche und ein Datum, auf der anderen Seite zwei Bibelstellen, die auf das Abendmahl hinweisen. (aus Blei, 9,23 gr.)
Nr.3 stammt ebenfalls aus Schottland, Glasgow 1819. Dieses Stück ist einseitig geprägt und aus Zinn. (5,46 gr.)