Gestern von meiner Nachbarin bekommen

  • :) War gestern bei meiner Nachbarin hier in den USA um mich von ihr zu verabschieden; sie übersiedelt zu ihrer Tochter da sie nicht mehr so gut auf ihren Füssen ist. Heute waren die Möbelpacker da. Sie fragte mich, ob ich wohl dieses Barometer haben wolle, da sie es nicht mitnehmen wollte und weiß, daß mir "alte Sachen" gefallen. Nun, nach einigen Plaudern haben US$ 50.- und ein Barometer die Besitzer gewechselt. Fotos hab ich noch bei meiner Nachbarin gemacht. Meiner Frau hab ich es noch gar nicht gezeigt...lol! Muß auf einen "guten Moment" warten, da sie "Verschwendung" hasst. Was haltet ihr davon?

    • Offizieller Beitrag

    Hi Charlie,

    da hast Du für kleines Geld ein schönes Barometer bekommen.
    Dieser Typ wird als Banjo-Barometer bezeichnet und arbeitet mit Quecksilbersäule, wo in dem kurzen Glasrohr ein Schwimmer auf dem Quecksilber liegt, der dann über einen Faden und Umlenkrollen die Nadel des Barometers betätigt.

    Wahrscheinlich handelt es sich um eine Reproduktion eines alten englischen Banjo-Barometers, die es schon im 18. Jahrh. gab. Ich schließe auf eine Reproduktion, da unten eine Wasserwaage installiert ist.

    Ich glaube zu erkennen, dass der Quecksilberfaden gerissen ist, also Lücken hat. Damit funktioniert das Barometer nicht. Ich möchte Dir aber einen Hinweis geben, wie Du das reparieren kannst. Beschaffe Dir in der Klinik einen gebrauchten Herzkatheter. Die sind rel. hart und dünn. Führe den Herzkatheter in das Glasrohr bis zur Spitze des Rohres ein. Ziehe mit einer angekoppelten Einmalspritze an dem Herzkatheter das Quecksilber von der Spitze des Glasrohres vorsichtig hinaus, bis die Glasröhre ganz leer ist. Dann fülle die Röhre wieder von der Spitze an und ziehe dabei den Herzkatheter langsam raus. Die Glasröhre hälst Du dabei ein wenig mit ihrer Spitze nach unten. Wenn die Röhre wieder voll ist, und das Quecksilber im unteren Glasbogen steht, richtest Du die Röhre langsam ein wenig auf, dass sie leicht schräg nach oben zeigt. Nun füllst Du den Rest des Quecksilbers ein und das kurze Rohr hinterm unteren Bogen enthält nun auch Quecksilber. Die Röhre ist nun fertig, und kann in langsamer Bewegung nach oben senkrecht gehalten werden. Dabei stellt sich dann im Quecksilber der aktuelle Luftdruck ein.

    Nun ein wichtiger Hinweis: willst Du die gefüllte Röhre (lose oder im Barometer) transportieren, musst Du zum Transport das Barometer ganz langsam kippen, damit das Quecksilber langsam sein gezogenes Vakuum ausfüllt und wieder an der Spitze des Glasrohres steht. Nur in gekippter Haltung (Schräghaltung ca. 50 Grad) sollte das Barometer transportiert werden.Machst Du Bewegungen mit dem gefüllten Barometer zu schnell, schwappt das Quecksilber blitzschnell nach oben und sprengt Dir durch hohe kinetische Energie ggf. die Glasspitze der Röhre weg. Das Barometer ist dann kaputt!

    Nun beginnt der piddelige Teil der Reparatur: die Einstellung des Fadens mit dem Schwimmer und der Nadel auf einen korrekten Wert. Das ist wirklich eine Geduldsprobe, aber, wenn man nicht zwei linke Hände hat, wird Dir das gelingen.

    Ich wünsche Dir viel Spaß mit der neuen Errungenschaft! Glückwunsch!

    Liebe Grüße Winfried


    Mein Avatar zeigt ein Narrenflötchen des 16. Jahrhunderts aus dem Töpferort Raeren.

    Alle meine Aussagen erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, jedoch ohne Gewähr für Ihre Richtigkeit. In keinem Fall wird für Schäden, die sich aus der Verwendung der abgerufenen Inhalte ergeben, Haftung übernommen.

  • :) Herzlichen Dank lieber Winfried! Hochinteressant Deine Ausführungen! Ich werde mich also innerhalb der nächsten Tage um die "Reparaturutensilien" kümmern und versuchen, mit dem Ding "herumzuspielen".

    Meine alte Nachbarin hat lange Jahre im diplomatischen Dienst im Ausland gelebt; unter Anderem war sie auch beruflich in England und Deutschland. Sie ist sehr belesen und kulturverständig. Laut ihrer Aussage kaufte sie das Barometer vor sehr langen Jahren in einem kleinen Antiquitätenladen spezialisiert auf Meßgeräte in London um die Ecke von Covent Garden.

    Ob es nun eine Kopie oder echt ist, kann ich nicht beurteilen. Wäre es nicht so, daß man nicht irgendwo einen Herstellernamen angebracht hätte? Den vermisse ich nämlich! Ich denke, daß diese Art Barometer korrekterweise als "Mercury Wheel Barometer" bezeichnet werden und älterer Natur sind. Banjo Aneroid Barometer haben eine andere Funktionsweise und lösten die Mercury Wheels ab. Ich denke, mit "Banjo" hast Du grundlegend die Gehäuseform definiert, jedoch nicht die Funktionsweise. Hier ist eine schöne Seite über diese Barometer: http://www.antiquebarometers.org.uk/mercurywheel.htm

    Interessanterweise haben all Diese auch eine Wasserwaage.......

  • Ja ein wahrlich schönes Barometer.

    Mich hätte eher das Zippo auf Bild 2 interessiert, wenns denn eins ist, sieht man nicht so genau. ;)

    Glückwunsch zur Beute.

    Gruss, Umbra

    "Und auf das ganze Schlamassel gehört ein Grabstein mit der Aufschrift -Menschheit, du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu-"
    -Charles Bukowski-



    Suche alles über die Stadt Crimmitschau sowie eine originale Memellandmedaille

    • Offizieller Beitrag

    :)

    Hier ein Link zu einer Seite, auf der die Frage nach der Giftigkeit eines Quecksilberbarometers durch verdunstendes Quecksilber beantwortet wird:

    http://www.freunde-alter-wetterinstrumente.de/europa/Geht%20…g-Barometer.pdf

    Liebe Grüße Winfried


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  • Das Barometer wird schon aus der Teit sein, das orig.Ziffernblatt, aus mattversilbertem Messing, ist um 1900 gegen ein Emaille-Blatt ausgetauscht worden.Hierbei ging das Hersteller-Signum mit dem alten Blatt verloren verloren.

    In Hessen ist der Dativ dem Genitiv sein Tod

  • :) Interessant! Also ich habe mir mal den Korpus angesehen und es ist altes Holz, also nichts Neues auf alt getrimmt. Was könnte man in diesem Zustand als Wert annehmen?

    Non semper ea sunt, quae videntur!  - Phaedrus

  • :) Habe mir mal den Link angekuckt. Joseph and Sebastian Willman waren Brüder, welche beide Uhrmachermeister waren und in die USA ausgewandert sind. Sie hatten ein Uhrmachergeschäft an der High Street in Bangor, Maine von 1856 - 1887. Joseph verstab 1891; die Firma wurde von seinen Kindern bis 1936 weitergeführt. Die Qualität der Produkte seiner Firma war sehr hoch und es werden jedenfalls in den USA sehr gute Preise für originale Willman-Stücke gezahlt.

    Leider tappen wir jedoch beim Barometer im Dunklen: Ich kann derzeit keine Herstellerbezeichnung finden.

    Non semper ea sunt, quae videntur!  - Phaedrus

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