- Offizieller Beitrag
Im Türchen 22 zeige ich euch mal einen Teil aus meiner umfangreichen Devotionaliensammlung.
In meiner Sammlung von Devotionalien und Heiligenanhängern, mit Schwerpunkt Trier, meiner Geburtsstadt, befinden sich 8 Kreuze sowie zwei weitere Andachtsgegenstände die mit einer Besonderheit ausgestattet sind nämlich einer sogenannten Stanhope-Linse. Das ist eine kleine optisches Linse auf die ein Mikrofoto montiert ist. Sie hat die Länge von nur 2-3 mm und einen Durchmesser von ca 1 mm.
Als Namengeber fungiert Charles der 3. Earl of Stanhope (03.08 1753 -15.12.1816) ein englischer Politiker, Wissenschaftler und Erfinder. Er konstruierte die nach ihm benannte Stanhope-Presse, eine Druckerpresse ganz aus Eisen. Er erfand die Gipssteriometrie und entwickelte drei Rechenmaschinen und eben die Stanhope Linse. Eine kleine plan-konvex geschliffene Glaslinse mit der man Mikrofotos anschauen konnte.
In Manchester erfand 1836 John Benjamin Dancer die Mikrofotografie. Der Franzose René Dagron kombinierte die Stanhopelinse mit einem Mikrofoto und lies sich dieses Verfahren 1856 patentieren Die Stanhopelinsen Dagrons erfreuten sich sehr schnell großer Beliebtheit im Schmuck und Souvenierhandel. Die Einsatzmöglichkeiten war ebenso vielfältig wie die Motive. In Schmuckstücken, Ringen, Behälter mit Nähutensilien, Schreibstiften, Brieföffnern, diverse Souveniergegenstände und in Devotionalien wurden Stanhopes integriert.
1862 gründete René Dagron eine kleine Fabrik zur Herstellung von Stanhope Objektiven in der Stadt Gex, unweit der Grenze zur Schweiz. Mindestens sechzig Leute aus der Gegend waren in Spitzenzeiten dort beschäftigt, um die große Anzahl von Linsen herzustellen, die zur Unterstützung der mikrofotografischen Industrie in Paris benötigt wurden.
Eugène Reymond übernahm das Geschäft zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts, gefolgt von seinem Sohn Roger. Die letzten Stanhope-Objektive wurden 1972 von Roger Reymond hergestellt. Nach seinem Tod im Jahr 1998 wurde die Werkstatt verkauft und die Ausrüstung demontiert. Obwohl heute immer noch mikroskopische Reproduktions-Objektive hergestellt werden, handelt es sich nicht um Stanhopes, die mit herkömmlichen Methoden hergestellt werden sondern um industriell gefertigte Billigprodukte meist aus Asien.
Auf Flohmärkten sieht man gelegentlich antike Gegenstände mit Stanhopelinse. Wenn der Verkäufer nicht um das Geheimnis der Optik weis, was immer mal wieder vorkommt, sind sie günstig zu bekommen. Ist der Verkäufer jedoch im Bilde sind die Preise gleich wesentlich höher denn es gibt eine nicht unerhebliche Menge von Stanhopesammlern.
In meiner Sammlung habe ich acht Kreuze mit Stanhope-Linse und eine weitere in einer lederne Gebetskugel eines sog. Zehners das ist ein Rosenkranz der nur aus einem Gesätz also 10 Gebetskugeln besteht. Die Ave-Maria Kugel ist größer als die anderen und mit einer Stanhopelinse versehen. Außerdem habe ich aus dem Jahr 1933 eine figürlichen Darstellung des Heiligen Rockes, einer Reliquie die im Trierer Dom verehrt wird. Quer durch den Rock aus Messing ist ein Kanal gebohrt in den eine Stanhopelinse eingelegt ist.
Folgende Motive sind auf meinen Stücken zu sehen:
2 x Heiliger Rock 1891 – Trier
1 x Heilger Rock 1933 – Trier
1 x Wallfahrt Marpingen (Saarland)
2 x St. Hubertus und St. Rochus (vermutlich aus Belgien oder Frankreich – Saint Hubert?)
1 x Aachen (Dom)
1 x Wallfahrtsort Walldürn in Baden-Württemberg (Blutwunder)
1 x Gnadenbild im Kloster am Engelberg am Main (Unterfranken)
1 x Altötting (?) Schrift schwer leserlich
Ein paar der Bilder habe ich mal durch die Minilinse fotografiert. Es ist übrigens nicht so einfach die nur millimetergroßen Bilder durch die Optik zu fotografieren. Hinzu kommt das die schwarz weiß Mikrobilder oft etwas gelitten haben oder die Optik Risse oder Absplitterungen aufweist.Ich habe es versucht und in einigen Fällen ist es gelungen. Und nun die Bilder: